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1.6.24
Kein Herz für „priesterliche Schwulitäten“
Bekanntlich spricht der Papst manchmal etwas wirr und verquer. Dann aber läuft er wieder zur Höchstform auf und redet äffäffäffäff, frisch, fromm, fröh­lich, frei von seiner Leber weg, was regelmäßig zu gewissen Irrita­tionen bei „urbi et orbi“, bei sich und dem ganzen Erd­kreis führt. Diesmal ist Franziskus nach Meinung vieler interessierter Dreibeiner in gut unterrichteten Kreisen aber zu weit gegangen. Hinter verschlossenen Türen hatte er nämlich den im Vatikänchen versammelten Priesterseminaristen seine brüderlichen Leviten über deren gepflegt schwul-schwülen Umgang untereinander um die gerö­teten Öhrchen gepudert und dabei das italienische, leicht frivole Um­gangswort „frociaggine" benutzt, was auf deutsch so viel heißt wie „Schwuchtelei“ oder „Schwulität“.
Und schon war wieder eine dieser dummen Rechtfertigungs-, Rich­tigstellungs- und Erklärungsorgien von Nöten. Natürlich und selbst­verständlich hätte er damit nichts gegen Schwule, Schwulitäten oder Schwuchteleien sagen wollen. Nur sollten die lieben Brüder doch in Zukunft ihre etwas andere Art nich so dermaßen … ach, hach, liebste Schwestern, ihr wisst schon, was ich meine ... so dicke ausm Rah­men hängen lassen. Capito?
Das war jetzt ex cathedra. Kapiert?
2.6.24
Ein großdeutscher, denkwürdiger Tag
Der Tag, an dem der Student Benno Ohnesorg auf einer Anti-Schah-Demonstration in Berlin von hinten von einem Polizisten erschossen wurde, von einem Polizisten, der als Ossi, was man damals noch nicht wusste, im Auftrag der Stasi den Mord zu einer gesamtdeut­schen Tat veredelte.
3.6.24
Die Sonntagsfrage zur Europawahl
CDU/CSU 29 (0,1)
SPD 14 (-1,8)
Grüne 13 (-7,5)
FDP 4 (-1,4)
Linke 3 (-2,5)
BSW 7 (+7)
AfD 16 (+5)
4.6.24
Die grüne Welt als Wille und Vorstellung
Widdewiddewittbumbum.
Und so sprach die deutsche Außenbeauftragte Baerbock allen, die es wollten, in ihr Poesiealbum:
„Ich kann mir eine deutsche Beteiligung an einer Schutztruppe*)für den Gazastreifen sehr gut vorstellen.“
Und ich kann ’s mir - vorausgesetzt, man hat sich auch vorher wenigstens ein klein wenig schlau gemacht - beim besten Willen NICHT vorstellen.
Tut mir leid um den Frieden, is aber so.

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p.s.:
*) Ob unsere Außenbeauftragte beim Verfassen dieses Bonmots präsent hatte, dass die „Schutztruppe“ ihren Ursprung in den Kolo­nialgebieten von Deutsch-Südwest" hatte und dort von ihr unter dem Kommando des nicht gerade zimperlichen Preußen-General Lothar von Trotha der erste, erfolgreiche Völkermord des 20. Jahrhunderts, der an den Hereros und den Nama, vollbracht wurde?!
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»So wie wir das der Ukraine deutlich gemacht haben, wir stehen für ihre Freiheit und für ihren Frieden ein, gilt das für mich auch für den Nahen Osten. Wenn es jetzt nicht nur einen Wiederaufbau braucht, sondern eine internationale Schutztruppe, die dafür garantiert, dass wir endlich, endlich zu Frieden im Nahen Osten kommen, dann ist das auch unser gemeinsamer Auftrag.« (A. Baerbock)
Oder anders formuliert:
„Am deutschen Wesen …“ undsoweiterundsofort
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Und hier kommt's Wesen her:
"Deutschlands Beruf"
„Soll’s denn ewig von Gewittern
Am umwölkten Himmel brau’n?
Soll denn stets der Boden zittern,
Drauf wir unsre Hütten bau’n?
Oder wollt ihr mit den Waffen
Endlich Rast und Frieden schaffen?
(…)
Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb
Zügeln dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen.“
(von Emanuel Geibel aus dem Jahr 1861)

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Die Zeiten mögen sich geändert haben, mag sein,
alles andere aber nicht.
5.6.24
Schauinsland:
Hier geht’s zum Katastrophen- und Beileidstourismus
mit passenden Bildern und sonntäglichen Reden
Da hocken se nun in ihren feinen Ostfriesennerzen und den bewähr­ten Gummistiefeln an den Füßen hinter den braunen Sandsäcken von Reichertshofen und betrachten das Ergebnis ihrer langjährigen politischen Null-Arbeit wie das 8. Weltwunder oder „Jugend forscht“. Es steht das Hochwasser ihnen bis Unterkante Oberlippe und der Kanzler gibt in seiner unkaputtbaren Gemütsruhe noch obendrein eine Mahnung mit auf den Weg flußabwärts:
„Die Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, darf nicht vernachlässigt werden.“
(Bei Redaktionsschluss war noch nicht ganz klar, gegen wen die Worte des Kanzlers eigentlich gerichtet waren.)
6.6.24
„Ich habe Angst, dass Olaf Scholz die Menschen verhungern lässt, statt ehrlich die Klimafakten zu benennen.“
Die ‚taz‘ um Kopf und Kragen:
„Ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation haben am Dienstagmorgen das Willy-Brandt-Haus der SPD mit Farbe bemalt, um auf einen Hungerstreik ihrer Mitstreiter aufmerksam zu machen. Gegen 9 Uhr tauchte die Gruppe vor der Parteizentrale auf und bemalte die Fassade mit der Aufforderung an Bundeskanzler Olaf Scholz:
„Sei ehrlich“. Danach postierten sich die sieben Ak­ti­vis­t:in­nen zwi­schen den beiden Säulen und zeigten Schilder, die ihre Solidarität
mit den vier Hungerstreikenden ausdrückten.
Eine von ihnen, Emma Dorow, kämpft dabei mit den Tränen:
„Ich habe Angst, dass Olaf Scholz die Menschen verhungern lässt, statt ehrlich die Klimafakten zu benennen.“

Nach ihren ersten Aktionen damals (Autofahrer nerven, Museums­bilder mit Kartoffelbrei verteuern undweißderTeufelsonstnochalles) hielt meine ver­blendete Symphatie noch eine Zeitlang an, meine Freude darüber, dass es so was heutzutage überhaupt noch gibt. Aber schon die flagellantische Sekundenkleberei auf den Straßen und überall diese ewige Greta Vondernasa hatten mich stutzig ge­macht. Und bald danach war dann ja auch die komplette Schauspiel­truppe von 'nem herkömmlichen, paranormalen esoterischen Jen­seitsverein nicht mehr zu unterscheiden. So gesehen könnte „Friday for future“ sich zu­sammen mit der letzten Generation problemlos heute noch taufen lassen oder zur „Jungen Union“ oder auch der sabbernden "Werte-Union" über­laufen.
Die tun sich nix.
„Ich habe Angst, dass Olaf Scholz die Menschen verhungern lässt, statt ehrlich die Klimafakten zu benennen.“

Und ich kann mich nicht entsinnen, jemals ein solches Ausmaß an unverstandener Verlogenheit, unverhohlener Empathielosigkeit und politischem Infantilismus, an wagen Vermu­tungen, Verleumdungen und Ver­drehungen, an Vorurteilen, Fehlur­teilen, Unwissenheit und Quatsch, an Tinnef, Stuss und grobem Unfug, an patholo­gischer Todesver­harmlosung und an Über-, Unter- u. Fehleinschätzung, Erpressung und om­nipotentem Selbstmitleid - das alles in nur einem Satz gehört zu haben, wie in diesem von dieser Emma Dorow:
„Ich habe Angst, dass Olaf Scholz die Menschen verhungern lässt, statt ehrlich die Klimafakten zu benennen.“

Und das alles nur, um ausgerechnet der in absolut jeder Hinsicht witzlosen For­derung nach mehr politischer Ehrlichkeit Nachdruck zu verleihen.
(Übrigens, nur beim Sex – aber das hatt’ ich hier glaub’ ich auch schon mal gesagt – nur beim Sex wird noch mehr gelogen.)
7.6.24
Venceremos - das war einmal
Nach dem D-Day gilt nur noch blood, sweat and tears. Schon bei Hannes Wader hieß es mal:
„… Ich döste so vor mich hin, hatte plötzlich DIE Idee und dann wusste ich, wie ich sämtliche Kriege auf der Stelle beenden kann. Und ich hätte auch alles getan, doch zu meiner Schande muss ich gesteh'n, dass ich alles vergaß, weil ich Zahnschmerzen bekam, und da helfen mir keine Ideen“
Ich hab jetzt oben rechts nichts mehr und oben links noch drei. Die müssen aber auch noch weg.
8.6.24
Nachrichten aus der Parallelgesellschaft
Der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ schreibt:
„Neuer Ärger für Woelki“
Ach, in echt?! Ich wollt’ schon sagen, mir fehlte doch irgendwie was in letzter Zeit. Genau, Woelki!
Nur haben sich in die kurze Überschrift leider Gottes 4 Fehler ein­geschlichen, werter Stadtanzeiger!
1. Nach der Lektüre des Artikels muss man erst mal feststellen: Neu ist da gar nix, erst recht nicht für Woelki.
2. Ärger kennt der Mann ja nun erfahrungsgemäß überhaupt nicht. Alles was der tut, geschieht im Dienste Gottes. Da kennt man keinen Ärger und kein Pardon, da freut man sich nur noch auf sagenwamal Feedback von oben.
3. Was heißt denn hier „für Woelki“? „Gegen Woelki“ träfe die Sache doch wohl eher, oder wie siehst du das, Woelki?
Und 4.: Man muss ja nicht mit diesem angeblichen Homo sapiens vollkommen identisch sein, aber selbst eine schräge Orgelpfeife wie Woelki hat - auch unverdientermaßen – Respekt verdient. Also in Zukunft heißt der Typ nicht mehr einfach Woelki, sondern:
Verehrter Herr Metropolit Rainer Maria Kardinalerzbischof Woelki der erste! Und wer bei der Anrede ganz auf Nummer Sicher gehen will, sagt einfach: „Hallöchen, Maria 2.sonstwat!"
9.6.24
Mit Moralin noch die eigene Realpolitik verkleistern
Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben.
(Bündnis 90 - Die Grünen)
Ja, lang ist's her.

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Und noch ne Kleinigkeit:
Wenn beim Thema Migration unterm Strich übern (Herrscher)-Daumen alle dasselbe denken und reden und zwar dieserart:
„Die wolln wa nich! Die passen uns nich! Die haben doch ne ganz andere Kultur! Die solln doch in ihren Kral bleiben! Und Kriminelle sowieso! Sofort abschieben! Wenn möglich natürlich ins Heimatland, wenn nicht, dann egal wohin oder dahin, wo vielleicht noch Pfeffer wächst. Hier habense jedenfalls nix zu suchen, und zu finden schon mal gar nichts“,
wenn der bis heute ungebrochene Kolonialismus inkl. Rassismen aller Art für niemanden in Brüssel eine ursächliche Rolle spielt, für alle direkt Betroffenen aber, also für die Menschheit als ganze weit­aus existentieller und folgenrei­cher wird als irgendwelche krummen Gurken oder Bananen,
wenn also der Rest der Welt in seiner Not erkennen muss, dass auf Europa in jedem Fall geschissen ist,
warum sollte man dann überhaupt wählen gehen? Und vor allem wen?
1. Ich weiß es nicht, und 2. geh ich trotzdem.
Vielleicht fällt mir ja kurz vor der Kreuzabgabe doch noch 'n triftiger Grund ein. Kann ja sein. Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen ...
10.6.24
Das war’s dann wohl mit Europa!
Die dümmsten Kälber
wählen ihre Schlächter selber
Ein Abgesang
Der Westen wählte sich schwarz,
der Osten durchgängig braun.
Schwarz-braun ist die Haselnuss,
Schwarz-braun bist auch du,
Du Clown.

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So ungefähr hatt ' ich mir die Wiedervereinigung auch vorgestellt. Für's Archiv:
CDU/CSU: 30%
SPD: 13,9%
Grüne: 11,9%
FDP: 5,2%
AfD: 15,9%
BündnisSW: 6,6%
Die Linke: 2,7%