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1.12.24
Wetten, was...
Er wollte ja immer von allen geliebt werden. Und weil er nun mal so ist, wie er ist, und nach eigenem Bekunden den Mund weder halten kann, noch sich verbieten lässt, liebt ihn jetzt auch die ‚Junge Frei­heit‘, die rechtsradikale ‚Wochenzeitung für Debatte‘, das Toiletten-, Leib- und Magenblatt der AfD.
Wer bisher daran zweifelte, dass aus der Mitte dieses Volkes der Faschismus zu uns kommt, bitte sehr, hier lang, der Scheiß ist heiß! Und dies war der Beweis. Wetten, dass?
2.12.24
Schlachtet
Wenn sich so rein gar nichts tut, wenn sich also wirklich nix bewegt, wenn man sieht, wie Politiker bei ihren eigenen Reden einschlafen, wenn sich meine normal recht bewegungsfreudigen Finger weigern, die 1000ste Nummer über die Äfddpeeh in den Compi zu drechseln, wenn mich mein Kurzzeitgedächtnis im Stich lässt und alles über die Wupper geht, dann wandern meine Gedanken zurück in eine Welt, mit der man noch was anfangen konnte. Das war so ungefähr um 1981 rum, als die Schweizer Newwave-Band ‚Grauzone‘ ihre LP „Grauzone“ veröffentlichte mit dem Lied „Schlachtet“, das die damalige Situation und Atmo­sphäre ganz treffend beschrieb:

Schlachtet
Die Traurigen werden geschlachtet
Die Welt wird lustig
Die Bösen werden geschlachtet
Die Welt wird gut
Die Narren werden geschlachtet
Die Welt wird weise
Die Alten werden geschlachtet
Die Welt wird jung

Ich steh' hier, und du stehst dort
Und zwischen uns gibt's kein Wort

Die Kranken werden geschlachtet
Die Welt wird gesund
Die Hässlichen werden geschlachtet
Die Welt wird schön
Die Dummern werden geschlachtet
Die Welt wird gescheit
Die Traurigen werden geschlachtet
Die Welt wird lustig

Ich steh' hier, und du stehst dort
Und zwischen uns gibt's kein Wort
(Grauzone)

Heute bin ich nicht mehr so zuversichtlich. Heute, würde ich sagen, passt der Song einfach besser.
3.12.24
Wir sind soweit
Für den 5. Dezember war in der Universität Leipzig ein Vortrag des renom­mierten israe­lischen Historikers Benny Morris mit dem Titel »The 1948 War and Jihad« vorgesehen. Nachdem propalästinen­sische Gruppen gegen die Veranstaltung mobilisiert haben und zum Boykott und zu den mitt­lerweile üblichen Begleitkrawallen aufgerufen haben, hat nun die Uni-Leitung ‚klein beigegeben‘ und den Historiker wieder ausgeladen – mit der Begründung, „manche Äußerungen des Israelis könnten als rassistisch gelesen werden.“
Ähm, wie bitte? Immer noch so dunkel wie eh und je inne Runkel... rübe?
Ja,nee! Nich dunkel! Helle! Denn:
Mir Sachsen, mir sin helle
das wees de ganze Weld,
Und wenn mir ma nich helle sin,
dann ham mir uns fastelld.
4.12.24
Die Meinungen der Anderen
Der berühmte Wirtschaftsexperte Friedrich Merz will bei einem Wahlsieg der CDU/CSU unverzüglich mit sämtlichen Atomkraftwer­ken“ wieder ans Netz gehen. Okay, is halt seine Meinung. Wir haben hier ja auch Meinungsfreitheit. Dazu passt sehr gut die Aussage von EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels im Interview mit der ‚Augsburger Allgemeinen‘:
„Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch ge­sehen irreversibel. Das würde nach heutigem Stand der Technik so­wieso mehr als 10 Jahre dauern. Eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund er­ledigt.«
Und dazu passt wiederum auch sehr schön und gut, dass in einem Wahlwerbespot der CDU der allseits bekannte deutsch-nationale Heimat- und Friedhofsgärtner Friedrich Merz seine Wünsche vom Teleprompter abliest, und zwar in einer reizvollen, verwunschenen Ecke der Natur, die allerdings nicht zu Deutschland, sondern zu Dänemark gehört! Aber was kümmert die CDU schon irgendwelche Staatsgrenzen.
Nun gut, ich hätte nichts dagegen, wenn der sauerländische Lady­kracher nach Dänemark auswandern würde. Aber die Dänen wollen - so viel ich noch einigermaßen weiß - nicht unbedingt jeden Scheiß
made in Germany.
Meine Meinung.
5.12.24
Üble Aussichten:
Schwarz-grün?
Niemals! Ich bin ja nicht nachtragend. Aber dafür hab ich mich im letzten Jahrhundert nicht von den Bullen verprügeln lassen.
6.12.24
Nimm zwei!
Büchertipps vom Knecht Ruprecht
Ich hab sie zwar selber noch nicht gelesen, gehe aber davon aus, dass ich es in Kürze tun werde.
„Kursbuch 220 - Wie geht's weiter?“
hrsg.: Kulturstiftung Hamburg
Verleger Sven Murmann, 2024
***
„Israel: Hamas, Gaza, Palästina“
von Wolfgang Kraushaar
Europäische Verlagsanstalt, 2024
7.12.24
Lumumba, zwo, drei, vier
Es ist richtig, die Stirne zu runzeln, wenn jemand sagt „Bis zur Ver­gasung“, und zu entgegnen „So was sagt man nicht!“
Es ist auch richtig, jemanden darauf aufmerksam zu machen, dass ein Ausdruck wie „Internationales Hottentottentum“ zweierlei ist: rassistisch und antisemitisch.
Und ebenso ist es richtig, Zahlenkombinationen wie „88“ und „18“ zu verbieten, wenn sie als faschistische Insidercodes benutzt werden.
Ob allerdings Verbote und Hinweise dieser Art irgendetwas bewirken oder gar nützen oder ob in China n Sack Reis umfällt ... wer­den wohl erst spätere Geschichtsschreibergenerationen rausklamü­sern können.
Wenn aber von antirassistischen Gruppen, die für voll genommen werden möchten, bei einem alkoholischen Mischgetränk wie Kakao mit Schuss alias „Lumumba“ eine Namensänderung gefordert wird, geht der Schuss wohl eher nach hinten los. Denn Lumumba war sein Leben lang ein Kämpfer gegen den Kolonialismus, der verehrte Na­tionalheld vom Kongo und wurde in einer konzertierten Aktion west­licher Geheimdienste erschossen. Also alles in allem eher ein Grund, aus nem Glas Kakao mit Schuss einen Lumumba zu machen, ein kongolesisches Nationalgetränk.
Ich dagegen finde außerdem: Wenn jemand freiwillig irgendeinen Weihnachtsmarkt aufsucht und dort das Bedürfnis verspürt, sich einen oder mehrere Lumumbas hinter die Binde zu kippen, muss er allein damit fertig werden, und braucht keine staatliche Fürsorgerei. Und erst recht keine Wort-Polizei. Denn solchen Leuten solche Zusammenhänge begreiflich zu machen oder in China fällt n Sack Reis um … aber das hatt ich, glaub ich, schon mal gesagt.
8.12.24
"Der Täuscher"
Im sich gnadenlos hinziehenden Endstadium der Ampel-Koalition bzw während der clandestinen Vorbereitung zum Sturz derselben – so hatte es ein feiner Whistleblower der Presse durchgestochen – kotzte ein außer-sich oder besser: zu-sich gekommener Lindner in die stickige, verbrauchte Hinterzimmerluft:
„Ich kann all diese Fressen nicht mehr sehn!“
Und jetzt, wo die liberal-neolibidinöse Machtergreifung nicht so ganz nach Plan gelaufen ist, der Stoßseufzer der bedrängten Natur – ich wiederhole: „Ich kann all diese Fressen nicht mehr sehn!“ – zur all­seits anerkannten Grundstimmung in der Bevölkerung geworden ist, geht der ‚Spiegel‘ hin und setzt auf seine Titelseite ausgerechnet die Visage, die uns das alles eingebrockt hat.
Das ist nicht sehr nett von Ihnen, werter Spiegel. Ich hätte da einen Vorschlag in der Rückhand, den ich seit „Urgestein“-Zeiten bei jeder passenden Gelegenheit – also immer- parat habe: Reduzieren Sie doch einfach mal Ihre FDP-Berichterstattung für einen Monat Rich­tung Null. Einfach gar nix mehr zur FDP. Einen Monat lang. Nixda, nada, null. Das ist zwar, wenn Sie so wollen, demokratie-theoretisch und politisch nicht ganz korrekt, aber ischschwöre das merkt doch keiner. Die Leute haben nach 2 Wochen die Äfffeddddddepeeeh, diesen Furunkel am Arsch der Demokratie längst vergessen. Und schlimmer als mit der Äffdee­pee kann's ja nicht werden.
P.s.:
Wer jetzt nicht meiner Meinung ist, der kann doch froh sein. Wir haben hier noch Meinungsfreiheit.
9.12.24
Rien ne va plus
Nachdem eine mir unbekannte (aber das muss nichts heißen) isla­mistische Unterabteilung des ‚Islamischen Staates‘ innerhalb von 2 Wochen den syrischen Diktator & Massenmörder Baschar al Assad zum Teufel nach Moskau gejagt hat, könnten die Karten wieder neu gemischt werden - und diesmal unter der Oberaufsicht der lieben Muslimbrüder.
Hier könnt ich schon Schluss machen. Aber ich mach ma weiter.
Laut ‚Kölner Stadtanzeiger‘ leben in „Syrien neben der sunnitischen Mehrheit auch Schiiten, Alawiten, Drusen und Jesiden.“ Das Land sei „von religiöser Vielfalt geprägt.“
Na, das kann man wohl sagen. Zumal das auch noch die Heimat von diversen Christen ist, die sich und die andern alle auf den Tod nicht ausstehen können. Die Kurden haben jeweils ne eigene kurdische Ersatzreligion, die kurdische Ersatzreligion. Nur Juden spielen da logischerweise keine große Rolle mehr.
Man darf also gespannt sein, welche moderne Gesellschaftsstruktur die neuen Machthaber im Sinne haben, das Land wieder zu mittel­alterlichem Wohlstand, Frieden und Freiheit zu führen.
10.12.24
Wir werden ihn nicht los
In meinen Alpträumen blieb er schon als ewiger Quälgeist präsent und machte partout keine Anstalten, die politische Lügenbühne zu verlassen. Seine aktuelle Nummer:
„Bei einem Event der Friedrich-Naumann-Stiftung,“ so der ‚Spiegel‘ süffisant „spielte der FDP-Chef das parteieigene »D-Day«-Paper als ‚Praktikanten-Papierchen‘ herunter.“
Und genau so einer soll dieser autokratische Schmierlappentypus auch sein: Einer unterge­ordneten Knallcharge den Geheimauftrag (flüsterflüster) zuschanzen, ein Paper von bestimmt welthistorischer Bedeutung zu verfassen und die Bombe dann zum richtigen Zeit­punkt hoch gehen zu lassen. Aber die beauftragte Knallcharge war entweder tatsächlich ne Knallcharge und das Umsturzpamphlet nicht sein Papier wert und der Autor ein daher gelaufener Azubi oder aber ... oderaber 's war der große Meister Strippenzieher hochpersönlich. Wovon ich ausgehe.
Man kann nur hoffen, dass die Wähler bei nächster Gelegenheit die­sem Politstrizzi endlich den finalen Strich durch die Rechnungen machen. Doch leider – und das lehrt auch die Erfahrung – darf man sich auf die Wähler nicht so doll verlassen. Das einzige, worauf bei denen Verlass ist, ist das schlechte Gedächtnis.