Das Tagebuch

16.6.23
Ich hab da noch so einige Leerstellen
1.: Das ‚Redaktionswerk Deutschland‘ berichtet:
„Carsten Linnemann ist Vizevorsitzender der CDU. Im neuen Grundsatzprogramm will die Partei Leistung in der Gesellschaft fördern. Dafür dringt der CDU-Politiker darauf, dass Arbeitslose nach bis zu sechs Monaten wieder einen Job finden sollen – und wenn nicht, dann müssten seiner Ansicht nach Konsequenzen folgen.“
Hör mal zu, du Linnemannn, du Sportsfreund, du!
Ich hätte da auch noch diverse Konsequenzen, die ich dir bei Gelegenheit gerne mal deiner Bums- und Abrißbirne beibiegen wollte …
***
2.: Und du, du Kölner Stadtanzeiger, seit rund 2 Wochen warte ich auf deinen Kommentar bzgl. der unglaublichen causa ‚Kiepenheuer­&­Witsch‘ wg Einstampfen des Gedichtbandes „In stillen Nächten“ von Till Lindemann im Zusammenhang der bisher durch nichts bewiese­nen „schweren Vorwürfe“ von Seiten einiger Lindemann-Groupies, die (möglicherweise, Achtung: Polemik) bei diesem Lindemann noch in vergleichsweise ganz guter Obhut gewesen waren.
Desweiteren dachte ich, von ‚Kiwi‘ höchstpersönlich mal was zu hören.
Und was ist mit der 'Öffentlichkeit', die doch sonst bei jedem Furz ins weltweite Netz ihrer 'sozialen Medien' springt und für jeden Scheiß zu haben ist? Man hört ja so rein gar nix aus deren Ecke. Ein popp-kulturelles Abenteuer mit dem CDU-Rocker Carsten Linnemann hätte wohl, wie ich den Carsten kenne, für noch traumatischerere Folgen gesorgt.
Und falls es sich nur um eine klassische Sommerloch-Ente gehandelt haben sollte … na, dazu dann später, ihr Irren.
***

Und 3.: Hab ich vergessen.
15.6.23
So geht‘s auch
(siehe auch Eintrag vom 20.5.)
Der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ berichtet, dass in der Ägäis ein paar See­meilen vor Griechenland ein voll besetztes Fischereischiff mit weit über 700 Personen gekentert und gesunken ist. 104 Flüchtlinge konnten lebend geborgen werden. Die andern seien ertrunken.
Hm. Was jetzt?
Warten wir noch ein Weilchen, bis sich die Aufregung wat (Welche Auf­regung?) beruhigt hat und etwaige Restbestände an Mitgefühl bei uns europäischen Zuschauern durch diese Art Realpolitik letztend­lich nur noch in Spurenelementen nachweisen lassen. Dann müssen die armen Grünen auch nicht mehr diese furchtbar unan­genehmen Kröten schlucken.
Nur, da können sich die Toten dann au‘nix mehr für kaufen.
14.6.23
Der Büchertipp für den Juni
Heute mal kurz und schmerzlos:
„No Limit -
Die Neunziger – Das Jahrzehnt der Freiheit“
von Jens Balzer
Rowohlt Berlin
13.6.23
The kids are not alright
Vor 10 Tagen schrieb der ‚Kölner Stadtanzeiger‘, dass der Verlag ‚Kiepenheuer & Witsch‘ den Gedichtband des Rammstein-Sängers Till Lindemann „In stillen Nächten“ aus dem Programm genommen und die Zusammenarbeit mit ihm mit sofortiger Wirkung beendet habe, weil – so der Verlag wortwörtlich - „mehrere Frauen schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben“ hätten. Bei ‚Kiwi‘ sagt man jetzt, Lindemann „überschreite unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen.“ Ja, und bei ‚Kiwi' arbeiten Leute, die sich selber eher als Linke bezeichnen würden. Heute kann man also getrost davon aus­gehen, dass man „lechts und rinks“ durchaus und guten Gewissens „velwechsern kann“ (Ernst Jandl). So wie früher auch. Punkt, aus, fettig. Alles klar?
Oder noch mal genauer für die Doofen und die neue Gemeinschaft der inzwischen größenwahnsinnigen Zwergschulpädagogen?
Okay? Okay::
A: Diesen Lindemann konnt ich noch nie ab! Auch als Kunstfigur ist der mir immer schon mit seinem penetranten Hitler-R und den nerv­tötenden Anleihen aus der totgerittenen Riefenstahl-Ästhetik auf den Sack gegangen. Und war mir suspekt.
B: Auf den Sack gehen ist nicht angenehm, aber im Zweifelsfalle eben Geschmacksache.
C: Der Kölner Verlag „K&W“ war, so weit ich das mitgekriegt habe, immer für verfolgte Literaten ein offenes Haus, wo sie mit Solida­rität rechnen und nach Lust und Laune weitermachen konnten.
D: Helge Malchow sei Dank.
E: Auch wenn ein Finsterling wie Lindemann einem auf die Eier geht, bleiben schwere Vorwürfe schwere Vorwürfe.
F: Die aber sind nur dann relevant, wenn sie höchstrichterlich bestätigt werden.
G: Aber vor allem sind sie irrelevant, wenn es sich um Literatur handelt. Weil man in der Literatur, egal ob sie einem auf die Nüsse geht oder nicht, zwischen Autor und Werk immer hübsch differen­zieren muss.
H: Nur in islamischen, faschistischen, stalinistischen und ähnlich vermurksten Ländern ist die goldene Regel „De gustibus non est disputandum“ unbekannt.
I: Selbst wenn ein Autor heute seine Hauptfigur, ein süßes kleines Mädchen „Pippi Langstrumpf“ nennen würde, was wohl kaum noch passieren wird, ist das Geschmack­sache und nicht die der Staats­anwaltschaft.
J: Und da simmer auch schon wieder bei Jott.

Auf die „neuen“ Lektoren von „Kiwi“ kommt so gesehen aus zwei Richtungen also viel Arbeit zu: Alles, was „Kiwi“ an Literatur bis gestern veröffentlicht hat und weiter verkauft werden soll, muss nach alter bzw. alternativer Art gesäubert werden. Und zweitens alles, was in Zukunft noch kommen soll.
Ich wünsch euch noch viel Spaß. Und vielleicht helfen euch ja auch ein paar gleichgesinnte, freiwillige Sauberkeitsfanatiker der AfD, der Arschlöcher für Deutschland.

P.s.:
Übrigens. Ihr könnt euch die schwere, verantwortungsvolle Aufgabe ja auch etwas erleichtern, indem ihr euch als erstes die Bibel zur Brust nehmt. Da, im Buch der Bücher, steht nämlich alles drinne, was sich der Mensch bisher theoretisch wie praktisch auf dem wei­ten Feld der „schweren Vorwürfe“ so geleistet hat. Dann könnt ihr bei eurer kriminellen Suche nach neuen Lieblingsstellen einfach mit rot an den Rand schmieren:
„Bezugnehmend aufs AT u. auf Mt., Mr., Lk. und Joh. 1 bis Ende der Geschichte': streichen, weg damit und ab die Laube!"
Donnerwetter, die Bibel säubern, einstampfen und verbieten!? Eine große, eine gewaltige, ja eine Jahrhundertaufgabe!
P.s.:
Oha, hoppla, da fällt mir grad auf, bei "Kiwi" ist die Bibel ja gar nicht erschienen! Menschenskind, da is der Kelch an euch ja noch vorüber gegangen.
12.6.23
Es geht voran
Die ‚Zeit‘, der ‚Spiegel‘, die ‚Welt‘, aber alle andern auch, berich­ten über eine recht interessante Umfrage:
„34 Prozent der heterosexuellen Männer zwischen 18 und 35 geben in einer Umfrage an, in der Beziehung »schon mal handgreiflich« zu werden – um ihren Frauen »Respekt einzuflößen«.
Selten wurde jemals so klar und präzise festgestellt, was unter dem bescheuerten Begriff „Respekt“ zu verstehen ist.
Respekt!
11.6.23
Kinners! Pause is vorbei. Es geht weiter!
Nachdem im Jahre 1993 die damalige deutsche Bundesregierung das Asyl­recht de facto abschafft hatte und so ganz nebenbei sämtliche Flüchtlinge zu unerwünschten Personen erklärte, die da lieber dort ver­bleiben sollten, wo der Pfeffer wächst, gab es genau genommen nur noch zwei Möglichkeiten, in Deutschland Asyl zu bekommen: Entweder die Mittelmeer-Anrainerstaaten erklärten sich ihrerseits bereit, je­weils einen kleinen, schmalen Strandstreifen an die Bun­desrepublik zu verkaufen, um die Sogenannte Drittstaatenregelung elegant zu umschiffen, oder man sprang halt über Deutschland mit dem .... Fallschirm ab.
Seitdem ist viel passiert.
Aus Europa, dem Kreißsaal der Demokratie, der hoffnungsvollen Wiege so großartiger Ideen wie die von der Unfehlbarkeit des Hl. Vaters und des Gleichgewichts des Schreckens, von Liberté, Égalité, Fraternité, Rassenkunde und Rassenschande und Sozialer Markt­wirtschaft, aus Europa, der Heimat der Allgemeinen Menschenrech­te, atomarer Selbstaus­löschung und dennoch unkaputtbarer Sehn­suchtsort aller Erniedrig­ten und Beleidig­ten, wurde eine bis an die dritten Zähne bewaff­nete Festung, aus der man künftig ohne Wei­teres und wie immer mit gesalbten Worten auch wieder auf Kinder schießen wird.
So der Stand der Dinge.
Und da marschiert unser Wumms- und Wendelin-Kanzler Onkel Olaf zum Evangelischen Kirchentag nach Nürnberg, wo man sich gerade über die weltweite Ausländerfrage ganz doll die denkenden Köpfe zerbrach, und erzählt dort laut eigener Aussage folgenden Witz:
„Ich habe diesen Witz auch schon im Europäischen Parlament ge­macht. Deutschland muss wohl einen großen Strand am Mittelmeer haben. Denn tatsächlich kommen mehr Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, in Deutschland an, als in den Mittelmeer-Anrainer-Ländern im Einzelnen.“
So der Witz von Onkel Olaf. Ein Witz bestehend aus absolut nichts als absichts­vollen Fehlinformationen, Fakes und populären, frechen Vorurteilen und basierend auf einer verschimmelten, toten Moral, die zum Himmel schreit. Friedrich Nietzsche schrieb dazu einmal in einer dunklen Stunde – und da kannte er den Olaf noch gar nicht:
„Solange man nicht die Moral des Christentums als Kapital­verbrechen am Leben empfindet, haben dessen Verteidiger
gutes Spiel.“
Meine Damen und Herren,
Und nun:
Das Wetter.
Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Nacht.
1.6.23
„Hei-di! Hei-di, deine Welt sind die ...“
(Ich musste für einen Tag zwischendurch doch mal kurz nach Hause zu ner kleinen Zahn-OP. Und habe dabei die Gelegenheit genutzt: es musste einfach raus.)
Mein lieber, werter Bos vom ‚Stadtanzeiger‘, dem Kölner.
dass Frau Klum heute 50 wird, ist euch Kölner Kulturellen also eine ganze Seite wert. Is ja interessant. Sie sei ein „Phänomen“, schreibt euer phänomenaler Überschriftenschriftsteller. Großartig. Und dei­ne Kollegin Anne B. phantasiert: „An Heidi Klum scheiden sich die Geister.“ Wie? Welche Geister von welchen Geistern? Und ihr alle seid unterm Strich der Meinung, diese Frau sei keine steindumme, blon­dierte, egomane Nerventöterin, sondern „polarisiere nur.“ So, so. Sie polarisiert also. Is ja hochinteressant. Und weil diese aus­gekochte, durchgenudelte polarisierende Unterschichtenschnepfe so schön polarisieren kann, ist sie reif für eure Kulturredaktion?
Kann ja sein, dass ich den Schuss nicht gehört habe. Nur, lieber, werter Bos vom ‚Stadtanzeiger‘: Natürlich sind eure Ein- und Auslassungen zu HK kritisch, teilweis sogar äußerst bis schwerst kritisch gemeint. Aber wie das große Aber eben so spricht, man kann auch als gnadenlos incorruptable Analytiker der Abfallindus­trie, der nur theoretisch intensiv mit Kulturindustriellem in Berüh­rung kommt, selber dabei nicht immer so ganz sauber bleiben.
Bist ja noch jung, und ich wollte dich auch nur ein wenig warnen: Alles färbt ab! 'Ich kenne das Leben, ich bin im Kino gewesen.' Vielleicht erinnerst du dich.
(Das war nu möglicherweise wieder viel zu viel Gewese um dieses phäno­menale Wesen. Aber anders ging‘s eben auch nicht. Geh mir später die Hände waschen.)
25.5.23
Sternstunden der Post-Demokratie
Die neueste kriminelle Vereinigung gefällig? Allmählich drehen se alle durch.
Vollkommen harmlose, unpolitische Umweltaktivisten, die keiner Fliege auch nur ein Bein ausrupfen könnten, geschlagen mit einer bodenlosen Naivität und ohne jeglichen Begriff von Macht, Herr­schaft, Ge­schichte & Verarschung, die ein durchaus durchsichtiges Gesprächs­angebot eines lupenreinen, 120prozentigen Proffi-Lobby­isten nicht als solches erkennen, sondern glauben, dem Herrn Mi­nister ihr Herz aus­schütten zu können – was sie dann auch taten - eine Gruppierung von jungen Idealisten mit -zugegeben- seltsamen, gewöhnungs­bedürftigen Aktionsformen .
Auf der einen Seite.
Und auf der anderen sprachlos die Grünen, die vom Wort „kritische Solidarität“ wohl anscheinend noch nie was haben läuten hören, eine SPD-Innenministerin, die mit einem Leo 2 auf Spatzen ballert, während der klägliche Rest der deutschen Sozialdemokratie sich hinter ihrem Olaf verscholzt. Hinzu kommen ganze Heerscha­ren von Jour­nalisten, von denen sich dam­als im deutschen Herbst ‘77 selbst Springer-Schrei­berlinge angewi­dert abgewendet hätten. Und hinzu kommen all die willi­gen Helfer aus allen Polizeidienststellen der Bundesrepublik.
Un'dazu kom­men noch die Fernseh­sender, Kirchen + soziale Medien, die Un­krautvernichter und Sonnenanbeter, die Lehrer, Schornstein­feger und Sozialar­beiter, Schauspieler, Schausteller und die Spre­cher der Tagesschau, der ADAC, Schützenvereine und die Caritas, die Banken und Ver­sicherungen, Krankenhäuser und alle Gewerk­schaften, die Absurden und Abstrusen, die Heiratsschwindler und Sozialschmarotzer, REWE, Aldi, Plus und Hertie, Opel, Netto und VW, RWE, der Staat und Bayer + watweiß­ichnochwer. Und als ... hüpfender Punkt auf dem Ihh kommt noch hinzu - und das wollen wir hier ja wohl nicht unter den Teppich krümeln - die Mehrheit des sich noch ein wenig zurückhaltenden deutschen Volkes.
Eigentlich müsste man allen Mitgliedern und Sympis der letzten Ge­neration flotti mitteilen, wie sehr sie doch bei den eigenen Leuten ver­hasst sind. Die wissen das nämlich - glaubich - gar nicht.
Aber wenn ich wüßte, dass morgen die Welt untergänge, würde ich heute noch … äh ne Apfelschorle trinken (- weil ich wegen der viel­fältigen, nachhaltigen Nebenwirkungen meiner Hausapotheke kei­nen Alkohol mehr vertrage.)
24.5.23
Pfingsten
„Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, ...“ Halt, stop! Ich weiß, es interessiert Sie einen feuchten hl. Dreck, aber die paar Zeilen über das Buch der Bücher werden Sie ja wohl noch verkraften können! „ ... dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum jüdischen Fest Schawuot in Jerusalem versammelt waren (Apg. 2,1-41). Dieses Datum wird in der christli­chen Tradition auch als Gründung der Kirche verstan­den.“ (aus: Wikipedia)
So, nu wissen se das auch.
(Komm! Sie hätten doch niemals freiwillig nachgegoogelt, was es mit die­sem Pfingst-Theater auf sich hat. Und vielleicht ist es ja auch für Sie ein Anstoß, sich mal n paar heiße Gedanken über den Zusam­menhang der vielgepriesenen „christlichen Werte des Abendlandes“ mit dem sog. „Neuen Testament“ zu machen, dem ersten und gleichzeitig erfolgreichsten antisemitischen Bestseller der Weltgeschichte.)
Egal.
Ich wollt' ja nur sagen, dass es wieder an der Zeit ist, den Kerkeling zu machen. Von morgen bis 11. Juni bin ich denn mal weg.