Das Tagebuch

26.6.23
Nato-Osterweiterung?
Wie, was is damit?
Erich Fried bedichtete mal vor Urzeiten die Spannung in der Athmosphäre, treffsicher wie meistens, so:

Humorlos
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Die Jungen werfen
zum Spaß
mit Steinen
nach Fröschen
Die Frösche
sterben
im Ernst
25.6.23
Arschlöcher ante portas
In der Höcke-Hochburg Thüringen hat der AfD-Mann Robert Sessel­mann gestern die Stichwahl zum Landrat in Sonneberg gewonnen, wo immer das auch liegt, 52,8 % gegen 47,2 % für den CDU-Mann. Damit stellt die AfD erstmals in Deutschland einen Landrat. Und alle Kommenta­toren kommen uns wieder mit der albernen, der vernied­lichenden, an den Haaren herbeigezogenen „Denkzettel“- Nr. Also: Herrschaften! Jetzt noch ein allerletztes Mal die Ohren auf! Und mitgedacht!
Wer der Regierung oder in diesem Fall auch der starken CDU-Oppo­sition einen Denkzettel verpassen will, der, ja, der geht erst gar nicht hin zur Wahl! Und wenn doch, dann schreibt er zur Erklärung in großen Druckbuchstaben nur „Denkzettel“ auf den Zettel. Und damit: Schluss, aus, Mickimaus!
Wer aber stattdessen die Faschisten wählt, der wählt eben nichts anderes als die Faschisten und hat's auch so gewollt, und nicht irgendeine Denkzettelpartei, die es gar nicht gibt. Die hieße dann ja auch „Denkzettelpartei“ oder so ähnlich.
Und Sie denken jetzt wahrscheinlich: Wo is sich Problem? Is doch alles easy, locker, leicht und 100000mal erzählt, selbstverständlich und unkompliziert. Ist es aber anscheinend nicht. Denn wenn selbst diejenigen, die die Denkzetteltheorie in die Welt gesetzt haben, die offensichtliche Parallele zu den 20er und 30er Jahren nicht sehen, wo genau dasselbe hirn- und humorlose, autoritäre Pack zu den Nazis übergelaufen ist, und dabei nicht einmal die da­raus resultie­renden 50 Millionen WK2-Toten gedanklich parat haben, dann tritt eben gnadenlos das ein und in Kraft, was der gute alte Marx mal so formuliert hat:
„Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“
Und in der Phase der Farce, liebe Freunde, simmer grad. Arschlöcher ante portas.
24.6.23
Hitzefrei
Heute hab ich mir hitzefrei gegeben.
23.6.23
Der Platten-Tipp
Nicht neu,
aber immer noch
superlativst
Vor kurzem wiederentdeckt:
„La Superbe“
Benjamin Biolay
Doppel-CD von 2009
22.6.23
Die Gute Nachricht des Monats
Die ‚FAZ‘ informiert netterweise:
„Ende Februar hatte Springer-Chef Mathias Döpfner einen radikalen Umbau bei der ‚Bild‘-Zeitung angekündigt. Jetzt wird klar, was das bedeutet. Mehr als 200 Mitarbeiter werden entlassen und die KI, die Künstliche Intelligenz hält Einzug.“
Nun ja, noch ist ja nicht ausgemacht, wie intelligent, oder sagen wir mal, wie widerlich, wie kriminell oder wie neublöd die ‚Bild‘ der Zukunft werden wird durch diese KI.
Aber grundsätzlich kann sich die Menschheit erstmal beruhigt zu­rücklehnen und darüber froh und munter sein, dass selbst dieses Schweineblatt auch von all den Krisen kaputtgebeutelt werden - ­könnte.
21.6.23
Aus der ewigen Welt der Irren und Idioten
Am 14. August beginnt gegen Donald Trump der Prozess wegen der Dokumentenaffäre. Dem Fox-Moderator Bret Baier erzählte er nun den Hintergrund so:
„Es hat mit meinen Golfshirts zu tun, die mit den Papieren in den gleichen Boxen aufbewahrt waren. Ich hatte all diese Kisten, und ich wollte sie durchgehen, um meine persönlichen Sachen heraus­zunehmen. Diese Kisten waren voll mit allem Möglichen. Golf-Zeug, Kleidung, Hosen, Schuhe. Ich habe sie so nicht dem zuständigen Nationalarchiv übergeben wollen. Ich bin sehr, sehr beschäftigt ge­wesen"
. Dazu das US-Magazin ‚The New Republic‘:
„Trump hat also möglicherweise ein Verbrechen begangen, weil er zu beschäftigt war, seine Golfhemden und Schuhe zu finden, die er in der gleichen Kiste aufbewahrt wie Staatsgeheimnisse. Wie man das eben so macht.“
Und wahrscheinlich waren das auch noch Bananenkisten.
20.6.23
Aus der Serie
„Gespräche, die man sich schenken kann
Ich steh in unserem Wohnhaus vor dem Fahrstuhl, hinter mir eine Frau in meinem Alter mit ihrem Sohn oder Enkel, der ein Riesen-Eis schleckend sich breitbeinig hinter ihr in Positur bringt. Die Tür geht auf, mit meiner E-Zigarette in der Hand betrete ich die Fahr­stuhl­kabine und sage „Moin, allerseits.“
Statt der von mir erwarteten, netten, freundlichen Rückbegrüßung herrscht die Dame mich mit tödlichen Blicken an und keift:
„Hier wird nicht geraucht!“
Dabei hatte ich weder den Anschein erweckt, die 3 Kubickmeter vollzupaffen noch hatte ich das vor. Für Zehntel Sekunden bin ich etwas konsterniert und denke „Wat is dat denn für ne fiese Funz!“, sage dann aber in meiner bekannt nervenschonenden ruhigen Art:
„Da is kein Rauch dabei. Beim Dampfen gibt‘s kein Rauch. Das sieht nur so aus!“
Darauf sie:
„Das is mir egal!“ Und der Sohnemann fügt hinzu:
„Da is immer auch Rauch mit dabei!“ Und dann wieder ich:
„Kann ja gar nicht sein.“
Dies Gespräch wär jetzt monatelang so weiter gegangen, wenn die gute Frau nicht dazwischen gepoltert wäre:
„Das is mir egal, was Sie da sagen. Das ist meine Meinung! Und da will ich Respekt für!“
„Ooh! Is ja auch mal ne interessante Sichtweise.“
Dann sie wieder:
„Es geht um meine Gesundheit! Und es geht um Ihre Gesundheit!
Es geht um unsere Gesundheit! Es geht um die Gesundheit unserer Kinder! Um unsere Zukunft! Es geht um die Gesundheit der Nation! Unseres Vaterlandes! Und vom Rauchen kriegt man Lungen­krebs!“
Und darauf ich:
„Ja, und vom Scheiße-Erzählen Arschkrebs.“
Mittlerweile waren wir parterre angekommen, wo ich raus musste, und rief dann der Dame und ihrem Sohnemännchen auf ihrer Fahrt in die Tiefgarage aber noch hinterher:
„Und für die Zukunft noch ein langeslanges Leben mit extra viel G'sundheit!“
19.6.23
Eure Rede sei ja ja, nein nein (Mt. 5, 37)
Mit dieser relativ klugen Alltagsregel hätten se sich bis zur nächs­ten Megakatastrophe & darüber hinaus ja eventuell noch locker-wacker durchwurschteln können. Doch seit sie dem sog. Asylkompromiss zu­gestimmt und damit ihre ureigene Existenzberechtigung dementiert haben, kann man die Grünen nun endgültig abschreiben und ihre kurze Kampf- und Blütezeit wie auch den „Kommunismus“ nur als „Episode“ und die „Menschheit insgesamt als Amöbe im universellen Kapita­lismus“ (Wolfgang Pohrt) begreifen.
Doch auch das Leben als Amöbe geht weiter.
Am Wochenende konnte man auf dem CDU-Partei Konvent erleben, wie beim Basteln am neuen Grundsatzprogramm sich diverse Groß­amöben zu künftigen Führungsfiguren aufplusterten. Und als Gast war sich die altgrüne Randamöbe Ralph Fücks nicht zu schade, den ratlosen Christamöben einen Sack voll guter Ratschläge mit auf den schiefen Weg durchs Jammertal zu geben.
Merz, die christdemokratische Oberamöbe, versuchte mit einer de­zidiert langweiligen Amöbengrundsatzrede Optimismus zu verbrei­ten, musste sich aber – ausgerechnet - von einer Frau geschlagen geben, von der weltberühmten Eiskunstläuferin Claudia Pechstein, die als eiskalte, reaktionäre, gefühllose (Hammer noch wat?) CDU-Amöbe in staatlich mehrfach ge­schniegelter Polizeiuniform demon­strierte, wie herrlich kompatibel CDU und AfD mittlerweile sind.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich das alles in unserer deutschen Amöbenheimat weiterentwickelt.
18.6.23
Mit dem Thermometer in den Arschlöchern für Deutschland
„Und auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
Nach der aktuellen Sonntagsumfrage, dem sog. Politbarometer zu urteilen, würde die AfD mit 18% nach der CDU mit 28% und SPD mit 19% zur drittstärksten Kraft aufsteigen und damit zu ihrem bundes­weit bisher besten Ergebnis, erzählt uns der Matthias Fornhoff, der freundliche Herr Doktor mit dem Deutschland-Thermometer.
„Und auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
Danach kämen jetzt nur noch die Grünen, die Linken, die Äffffffff­DddddPeeee und die Sonstigen mit Kleinkleckerskramprozenten, was uns hier aber gar nicht weiter interessiert. Denn:
„Auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
Okay, die Zahlen stimmen, die Namen stimmen, aber was ist mit den Nazis? Wo sind die denn abgeblieben? Der Matthias wird sie doch wohl nicht vergessen haben? Denn:
„Auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
Die große, bange Frage, die die anderen so erregt „Was machen wir denn jetzt mit all den AfD-Wählern?“ steht zwar weiter unbeant­wortet drängend im Raum. Denn:
„Auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
Und der freundliche Matthias erklärt uns als Wahl-Prediger pro toto:
„Die meisten AfD-Wähler sind ja keine rechtsradikalen Nazis. Die wollen den andern Parteien nur einen Denkzettel verpassen.“ Aaah, dann is ja alles okay mit der überraschenden Erkenntnis:
„Auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
Und weil man sich halt gern verscheißern lässt, bleibt eine kleine Nebenfrage unbeachtet: Wenn so viele Wähler und Wählerinnen den etablierten Parteien nur einen Denkzettel verpassen wollen und sich dabei alle ziel- und punktgenau ausschließlich für die rechtsradikale Nazipartei AfD entscheiden, müssen sie selber ja keine rechtsradi­kalen Nazis sein, sondern nur haargenauso denken wie die. Nicht ganz einfach nachzuvollziehen, is aber so. Und - voilà:
„Auf einmal gab es keine Nazis mehr ...“
quod erat demonstrandum