Das Tagebuch

27.12.23
Armer, armer Einzelhandel
Top-Meldung in allen Gazetten:
„Einzelhandel unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft“
Oh, das tut uns aber leid.
Nun, da wird sich halt das systemrele­vante, liebe Volk der Kauf­rauschjunkies gesagt haben: Dies Jahr gibt‘s einfach mal keinen superbilligen Schnickschnack, keinen megaüberflüssigen Haufen Drissam­stiel und auch sonst keinen sinnlosen, unnützen Scheiß­dreck, den kein Mensch braucht. Keinen überteu­erten Massenmist, der mit samt seiner Verpackung noch am selben Abend inner Müll­tonne landet, keinen runtergesetzen Plas­tikramsch aus 'nem 1€-Laden, keine Schnäppchen, wo­nach keiner gefragt hat, und auch keine verschimmelten Ladenhü­ter, mit denen man nicht weiß wohin.
Und auf den nackten Wohn­zimmertisch wurden zum Weihnachts­dinner auch keine fetten Gänse serviert, keine kaputten Wachtel­eier und für die Kinder kein Wackelpudding an Herrencreme und keine halben Schweine mit Pommes rot-weiss, sondern nur abge­laufene Tüten­suppen und Klopa­pier, Knäckebrot und Dosenpilze
von Aldi Süd oder Nord-ismiregal aus dem letzten Jahrhundert.
Hallo, armer Einzelhandel,
Krieg ist ja nun wahrlich kein Argument. Keine Kohle auch nicht.
Da musst du dir, du Einzelhandel, du, für nächstes Jahr aber was fein-innovatives einfallen lassen. Sonst kommen wa nämlich nie mehr wieder zu dir, du ... du Einzelhandel, du ...
24.12.23
Auf wen warten Sie heute eigentlich?
Die ‚taz‘ schreibt:
„Die Einigung der EU auf das neue Gemeinsame Europäische Asyl­system (GEAS) sei 'dringend notwendig' gewesen, schrieb Außen­ministerin Annalena Baerbock am Mittwoch auf X. ‚Humanität und Ordnung sind dafür die Leitplanken.‘
Dabei hatte der EU-Rat unter Führung Spaniens während der am vergangenen Montag gestarteten letzten Runde der Verhandlungen zum GEAS alle menschenrecht­lichen roten Linien eingerissen, die die Grünen gezogen hatten.
Vorgesehen sind nun Haftlager mit zehntausenden Plätzen an den Außengrenzen, Schnellverfahren ohne Ausnahmen für Minderjäh­rige, Abschiebung ohne Antragsprüfung in Drittstaaten und die „Fiktion der Nichteinreise“, die die Rechtsmittel Ankommender beschneidet. Zehn Einzelgesetze sollen Asyl-Ablehnungen und Abschiebungen leichter machen und Flüchtlinge abschrecken.“
Tja, so sieht‘s aus.
Ach ja, und der, der nach Deutschland einreisen will, darf noch ein Extra-Leckerli schlucken und muss vor das christdemokratische Leitkulturprüfungstribunal. „Humanität und Ordnung sind dafür“, wie gesagt, „die Leitplanken.“
Und auf wen warten Sie am heutigen Fröhlich- und Seligkeitsfest­tag? Auf‘s Christkind oder den St. Nimmerleinstag?
23.12.23
Der Plattentipp kurz vor Toresschluss
Nein, vor dem Plattentipp noch‘ne Superhammer-Eilmeldung!
Die gar nicht so falsche ‚katholisch.de‘-Internetpostille meldet:
Kardinal Müller (Ex-Chef der Inquisition und damit 2. Geige im Vatikan, intern auch Arschgeige genannt):
"Die Segnung homosexueller Paare ist Gotteslästerung".
Na, jetzt geht‘s aber los!
Und immer schön nach der hübschen Melodei von
„Und willst du nicht mein Bruder sein,
holderahihaho“
***
Auch wenn ich hier schon zum xten Mal diese Platte angepriesen habe ...trotzdem, heute zum xten+1 Male:
Mickey 3d
„live à Saint-Etienne“
22.12.23
Alles, was uns lieb und teuer ist
Liebe große und kleine Kinder!
Ich, der große Friedrich Merz, verrate euch als euer zukünftiger Bundeskanzler ja kein Geheimnis, wenn ich sage:
„Der Weihnachtsbaum gehört zur deutschen Leitkultur.“
Nee, das tust du in der Tat nicht. Dass der Weihnachtsbaum zu deiner Leitkultur gehört, kann man auch gar nicht oft genug wiederholen, du Weihnachtsmann, du. Genauso wie der Knecht Ruprecht und all die andern Halunken alle.
Oh, du fröhliche, oh, du selige,
gnadenbringende Veräpplungszeit!
21.12.23
„Wir schaffen das ...“
Ja, sie haben sich geeinigt.
„Nach jahrelangen Diskussionen,“ wie die FAZ hocherfreut festge­stellt hat, „verständigten sich Vertreter der EU-Staaten und des Euro­paparlaments final auf entsprechende Gesetzes­texte. Ziel ist es, die irreguläre Migration einzudämmen."
Yes, yes, und alle sind zufrieden:
„Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet, dass die Reform für Deutsch­land Entlastung bringt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD): „Wenn wir das Europa der offenen Grenzen im Inneren bewahren wollen, müssen wir die Außengrenzen schützen und funktionierende Verfahren erreichen.“ Und unsere grüne Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bezeichnete die Einigung als „dringend notwendig und längst überfällig“.
Dabei hat die „Ampel“ einfach nur den Satz von Angela Merkel
„Wir schaffen das ...“ vervollständigt, quasi zu Ende gesprochen:
„Wir schaffen das … Asylrecht einfach ab.“
Und dafür brauchte diese Penner-Regierung Monate! Unglaublich.

P.s.:
Nicht, dass Sie auf die glorreiche Idee kommen, ich fände ein Euro­pa in Ordnung mit einer x-Meter-hohen Betonmauer plus Natodraht, Wachtürmen und Schießbefehl, Selbstschussanlagen, deutschen Schäferhunden, "Gänsefleisch mal `n Kofferraum uffmachen?" und Tretminen drum­herum. So was finden nur Leute in Ordnung, die für so was gewählt wurden. Also praktisch alle.
Nur müssten Sie dann auch auf Ihren Auslands-Urlaub, alle Kreuz­fahr­ten und den Badespass an sämtlichen Mittelmeerstränden ver­zichten.
Aber das Steinhuder Meer ist ja auch nicht zu verachten.
Auf das neue Jahr 2024!
20.12.23
„Respire“
Approche-toi petit, écoute-moi gamin
Je vais te raconter l'histoire de l'être humain
Au début y avait rien, au début c'était bien
La nature avançait, y avait pas de chemin

Puis l'homme a débarqué avec ses gros souliers
Des coups d'pieds dans la gueule pour se faire respecter
Des routes à sens unique il s'est mis à tracer
Les flèches dans la plaine se sont multipliées

Et tous les éléments se sont vus maîtrisés
En deux temps trois mouvements l'histoire était pliée
C'est pas demain la veille qu'on fera marche arrière
On a même commencé à polluer le désert

Il faut que tu respires
Et ça c'est rien de le dire
Tu vas pas mourir de rire
Et c'est pas rien de le dire

D'ici quelques années on aura bouffé la feuille
Et tes petits-enfants ils n'auront plus qu'un œil
En plein milieu du front, ils te demanderont
Pourquoi toi t'en as deux, tu passeras pour un con

Ils te diront comment t'as pu laisser faire ça
T?auras beau te défendre, leur expliquer tout bas
C'est pas ma faute à moi, c'est la faute aux anciens
Mais y aura plus personne pour te laver les mains

Tu leur raconteras l'époque où tu pouvais
Manger des fruits dans l'herbe allongé dans les prés
Y avait des animaux partout dans la forêt
Au début du printemps, les oiseaux revenaient

Il faut que tu respires
Et ça c'est rien de le dire
Tu vas pas mourir de rire
Et c'est pas rien de le dire

Il faut que tu respires
C'est demain que tout empire
Tu vas pas mourir de rire
Et c'est pas rien de le dire

Le pire dans cette histoire c'est qu'on est des esclaves
Quelque part assassin, ici bien incapable
De regarder les arbres sans se sentir coupable
À moitié défroqués, cent pour cent misérables

Alors voilà petit, l'histoire de l?être humain
C'est pas joli joli, et j'connais pas la fin
T'es pas né dans un chou mais plutôt dans un trou
Qu'on remplit tous les jours comme une fosse à purin

Il faut que tu respires
Et ça c'est rien de le dire
Tu vas pas mourir de rire
Et c'est pas rien de le dire

Il faut que tu respires
C?est demain que tout empire
Tu vas pas mourir de rire
Et c?est pas rien de le dire

Il faut que tu respires
Il faut que tu respires
Il faut que tu respires
Il faut que tu respires

(Mickey 3d)

***
Und: den ganzen Tag und von abends bis morgens ohne Pause immer wieder von vorne an einem Streifen bis zum Umfallen oder bis der Arzt kommt ohn‘ Unterlass quasi ad libitum die neue Platte
„Before + After“
von
Neil Young
19.12.23
NEU! NEU! NEU! NEU!
Ein Herz für Schwule
Der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ is ganz hin und weg und titelt heute:
„Priester dürfen homosexuelle Paare segnen
Vatikan veröffentlicht historische Entscheidung“
Na, is doch prima.
Doch - abgesehen von den vielen Fehlern und dem Missverstandenen allein wieder in diesen zwei Sätzen - haben wir es hier bei Gott und all seinen unterirdischen Teu­feln mit keinem Wunder zu tun, son­dern mit dem natürlichen, automatischen Lauf der Dinge. Dass sich bei Strafe des Untergangs letztendlich einiges bewegen musste, war ebenso son­nenklar wie die Tatsache, dass die Mädels im Vatikan dabei zualler­erst an sich und ihre eigenen geheiligten Pillermänner dachten. Es darf also - "Hallöchen!" - künftig ge­ki­chert werden. Demnach gilt prak­tisch Ho­mo­sexualität in allen katholischen Hütten, Hallen und Palästen ab sofort nicht mehr als der Inbegriff von Ihhh-bahbah-bähbäh-und-sons­tigem Schaweinekram. Sondern fast schon prak­tisch als Leit­kultur.
Nur, meine lieben Schwestern und Brüder, jedes neu erworbene oder vielmehr geschenkte kleinesStück­chen Freiheit generiert auf der Stelle die entsprechende Antwort so ungemütli­cher Gestalten wie … naja, ihr erkennt sie ja und die Schweine alle am Galopp.
Im Übrigen und überhaupt:
Mit Geschenken aus den Händen der herrschenden Klasse ist es wie mit Milch und Honig und den gebratenen Hühnerschenkeln, die ei­nem angeblich irgendwo unaufhörlich in den Rachen fliegen sollen - es gibt sie einfach nicht. Auf jeden Fall nicht umsonst. Und nie­mand ist jemals dadurch nachweislich glücklicher geworden.
18.12.23
Wo gehobelt wird, ist Jens Spahn nicht weit
Jens Spahn ist noch jung. Jens Spahn hat noch ne Menge vor. Und wie Jens Spahn so tickt, hat er der ‚Neuen Osnabrücker Zeitung‘ brühwarm aufgetischt. So fordert der bescheidene Jens, „alle irregulär in die EU gelangenden Flüchtlinge nach Ghana, Ruanda oder in osteu­ropäische Nicht-EU-Länder abzutransportieren.“
Häh? Wie? Zur Strafe oder was? Was haben die dir denn getan?Und was heisst hier 'abzutransportieren'? Thank you for travelling with Deutche Bahn? Oder besser direkt Viehwaggons? So fing das alles schon mal an ...Hör ma, Jens! Das hört sich aber nicht gut an. Ein bisschen riecht das schon nach Joseph Goebbels, meinste nicht? Oder ist da, wenn's dir mehr bei diesem schwierigen Thema um die optimale Planung und Durchführung deiner Abtrans­porte geht, eher der Adolf Eichmann dein Vorbild?
„Wenn wir das vier, sechs, acht Wochen lang konsequent durchzie­hen, dann werden die Zahlen dramatisch zurückgehen“, prognos­tizierte der stellvertretende Vorsitzer der christlichen Bundestags­frak­tion in aller Bescheidenheit der ‚Neuen Osnabrücker Zeitung‘
in einem Interview. Auf die letzte Frage, was er denn mal werden wolle, wenn er groß ist, meinte Jens, der Bescheidene wie aus der Wasserpistole gespritzelt:
„Ein berühmter großer deutscher äh, Abtransporteur!“

P.s.:
Ob die letzte Frage auch so gestellt wurde und Jens seine Antwort auch so lautete, kann ich nicht beschwören. Ich war ja nicht dabei. Die Frage und die Antwort waren leider nicht abgedruckt worden. Aber man macht sich halt so seine Gedanken.
17.12.23
3. Advent – da kommt was auf uns zu!
Die ‚Lufthansa‘, ein piekfeiner Luftverpester-Konzern der piek­feinen Art fordert wegen Störaktionen an den Flughäfen Hamburg, Düsseldorf und Berlin von 10 Aktivisten der Umweltgruppe „Letzte Generation“ Schadensersatz in Höhe von 740.000 Euro.
Auf die Kohle kann se aber lange warten.
***
Und noch zwei Büchertipps zum Jahresende nach der 'konkret'-Devise „Lesen, was andere nicht wissen wollen“:
„Die Israel-Boykottbewegung -
Alter Hass in neuem Gewand“
von Alex Feuerherdt und Florian Markl
und das neue
„Kursbuch 216 – Passt euch an!“