Das Tagebuch

26.1.24
„Alle erschüttert“
Die Presse schreibt:
„Tausende Fälle von Missbrauch bei Protestanten“
Eine von der Evangelischen Kirche in Deutschland in Auftrag gegebene Studie hat weitaus mehr Fälle …“ usw.usf.
Unter uns, ich hab auch nichts anderes erwartet.
25.1.24
Amerika, auweia!
Jetzt hat Trump, diese vergilbte Sonnenbankfresse, auch noch die Vorwahlen in New Hampshire gewonnen! Nachtigall, ick hör dir trapsen.
24.1.24
Nee, noch mal zurück
Nein, natürlich nicht! Die Presse lügt nicht. Sie hat’s nur nicht so doll mit der Wahrheit. Überschrift im ‚Kölner Stadtanzeiger‘:
„AfD verliert in Umfragen“
und Zwischenüberschrift:
„Partei bleibt aber trotz jüngster Demos weiter klar zweitstärkste Kraft“
Bevor ich gleich die Frage beantworte, was der Stadtanzeiger uns damit sagen will, eine wichtige Sache vorweg:
Man tut den Printmedien bestimmt nicht groß Unrecht, wenn man behauptet, dass kaum jemand seine Zeitung jeden Tag von A bis Z durchackert und dass selbst viele Artikel, die ihn eventuell interes­sieren täten, so durchs Raster plumpsen. Und dass das Gros der Leser nur noch über die Überschriften fliegt und der Rest, kaum aus dem Briefkasten geholt, im Altpapier verschwindet, mag nicht im Sinne der Redaktion sein, kann man aber bei ihr, der Redaktion, als bekannt voraussetzen. Überschriften sind wichtig. Gibt’s sogar immer nen extra Überschrift(en)steller für. Und deshalb beziehe ich mich im Folgenden auch nur auf die beiden Teile „AfD verliert in Umfragen“ und „Partei bleibt aber trotz jüngster Demos weiter klar zweitstärkste Kraft“
Also, was will uns der Stadtanzeiger damit sagen?
Zunächst mal, vor 1 Woche lag die AfD bundesweit bei ihrem bisheri­gen Hauptgewinn von 23 Prozent. Im Laufe der Woche verlor sie 1,5 Punkte, was immer noch 2. Platz ist, während die Ampelnasen orien­tierungslos irgendwo im Keller rumsumpften. Der Verlust von 1,5 Punkten liegt in der Welt der repräsentativen Umfragen im Bereich der üblichen Schwankungen – selbst dann, wenn gar nix passiert ist; dafür braucht’s auch keine 300.000 Demonstranten am Vortage. Dieser tierische Absturz von 23 auf 21,5 Prozent, diese eklatanten, unerheblichen 1,5 Prozent, das alles aber ist für den Stadtanzeiger ein erstes ernstes Anzeichen für das erhoffte Abtauchen in die Über­flüssigkeit und Grund genug, den Tauchvorgang mittels Überschrift ein kleines bisschen noch mit zu forcieren. Mit der eher widerspre­chenden Zwischenüberschrift „Partei bleibt aber trotz jüngster Demos weiter klar zweitstärkste Kraft“ konzediert das Blatt zwar, dass sich nix geändert hat, kann sich aber nicht verkneifen, wie ein Wunder­doktor den Anti-AfD-Demos vom Wochenende demokratische Heil­wirkungskräfte unterzujubeln. Denn nach allen Regeln der Logik hätte die AfD nicht trotz sondern wegen der vielen Gegendemons­tranten noch stärker werden müssen, weil vor allem der AfD-Mensch nach dem Grundsatz tickt und gestrickt ist: „Jetzt erst recht.“ Wie seinerzeit die NPD.
Der Stadtanzeiger, für den vor paar Jahren die Wähler und Partei­mitglieder meistenteils noch die berühmten „Protestwähler“ und die „besorgten Bürger mit ihren Sorgen, Ängsten und Nöten“ waren, hat sich zu einem parteiischen Kampfblatt gemausert, in dem er zum Beispiel den polit.-korrekten Begriff „Demonstration“ einfach durch den Szeneausdruck „Demo“ ersetzt hat. Wir dürfen gespannt sein, was für peinliche Anwanzereien dem Stadtanzeiger sonst noch einfallen werden. Dass die idiotische Laberei über ein Parteiverbot, nachdem sie schon als kostenlose Werbema­schine für die AfD hervorragend funktioniert hat, im Sande verlau­fen wird, pfeifen doch die Galgenvögel selber vom Dach.
Das größte Geschenk aber, das der Stadtanzeiger den Arschlöchern für Deutschland machen kann, ist weiter in diesem Sinne an Unseriö­sität zu gewinnen und damit dem Propagandawort „Lügenpresse“ immer mehr … ach, man mag es gar nicht aussprechen.
23.1.24
Anderes Thema
Lucinda Williams hat mit ihrer Band ne neue Platte gezaubert: „Stories from a Rock n Roll heart“. Und spielt am 8. März im kölner Carlswerk. Ticket hab ich schon. Gottseidank is die Halle bestuhlt. Kann nämlich keine 20 Minuten mehr am Stück stehen. Ansonsten nur am Stock.
22.1.24
„Macht kaputt, was euch kaputt macht“
Abspaltungen und Trennungen haben immer auch was Gutes. Man stelle sich vor, es hätte kein morgenländisches Schisma gegeben, keine Ab­spal­tung der kriminellen Ostkirche vom der kriminellen Westkirche; es hätte keinen Luther gegeben mit seinem Protestan­tismus und in dessen Folge keine Angelikanische Sondernummer inkl. den zig evangelischen Kleinkleckersvereinen … nein, um Gottes Willen, dieses ganze Volk mit nur einer bis an die Zähne bewaff­neten Stimme?! Das wollen wir uns erst gar nicht vorstellen.
Ähnlich auch die rasenden Zersplitterungen und Zellteilungen in der kommunistischen Realexistenz. So hatte ich auch jedes mal, wenn Bruder Johannes Rau vom „Versöhnen statt Spalten“ predigte , ein leichtes Würgegefühl im Hals.
Jetzt hat der Spalterpilz mit Hilfe der sog. „Werteunion“ auch endlich die CDU am Wickel. Während die „Linke“ sich von der großen Popu­lismus-Fachfrau S. Wagenknecht komplett in Luft auflösen ließ. Man weiß noch nicht, ob diese Abspaltungen nur von Vorteil sein werden. Aber ich persönlich fänd es in jedem Fall sssuppergut, wenn auch bei der Äfffeddddpeeh sich da mal endlich was täte.
21.1.24
Gesicht gezeigt - Demokratie gerettet
Laut Presse, Funk + Fernsehen waren es 100.000 allein in Berlin, 70.000 in Köln, 50.000 in Hamburg usw.etc. - insgesamt mehrere 100.000 im ganzen Land, die es, wie sie es auch selber voller Stolz verkündeten, „geschafft haben, die Demokratie zu stärken, wenn nicht sogar zu retten“, und gleichzeitig die AfD zum Nabel der Welt zu machen, was man aber bei den nächsten Wahlen leider, leider nicht an einem Rückgang der AfD-Stimmen wird erkennen können, weil diese komischen Wähler gar keine Zeitungen mehr lesen und keine Nachrichten mehr hören, son­dern nur noch in ihrem eigenen Siff rumeumeln und für die die ARD und das ZDF auch nur noch irgendwelche Fremdwörter sind, die sie hassen und nicht verstehen wollen.
Auch wenn ich solche Aktionen zur „Stärkung der Demokratie wenn nicht sogar Rettung“ besser finde als gar keine, mache ich sofort die Fliege, wenn ich sehe, wie auf diesen Massenevents derselbe Popu­lismus und Alarmismus zelebriert wird, den man bei der Gegenseite zu bekämpfen vorgibt. Dann hammer da noch den typischen Mix aus Größenwahn, Lokalpatriotismus und Infantilismus, fein gebündelt in unerträglich süßlichen Kitschliedern wie „In unserm Veedel“.
Auszuhalten wäre das ganze Theater für mich nur mit bisschen mehr Witz und Ironie. Aber was willste machen, wenn man in Sprech­chö­ren wie „Ganz Köln hasst die AfD“ oder „Alle hassen Nazis“ vergeb­lich nach der Pointe suchen muss und nicht finden kann. Und da ich den ganzen unpolitischen und obermoralischen Tinnef seit dem Clodwigplatz vor 30 Jahren kenne, bin ich auch gar nicht in die Versuchung gekommen, da irgendwo mitzulaufen. Einer muss sich das ja alles auch mal mit gebührendem Abstand von zuhause aus betrachten.

P.s.:
So, das war jetzt mal ne Nummer von mir ohne eine Spur von Ironie. Wollt ich immer schon mal machen. Danke.
20.1.24
Morgen, am 21. Januar ist gesamtdeutscher Großkampftag
Morgen heißt es noch mal
„Auf! Auf! In Schusters Rappen die Welt retten!
Und wie es der Zufall so will, fällt die Rettung der Welt auf einen Tag, an dem seit geraumer Zeit zwei wichtige Dinge gleichzeitig befeiert werden: Einmal das Bedürfnis, sich und andere zu beknuddeln, zu umarmen und mal ganz doll lieb zu haben; dafür steht der imternatio­nale "Weltknuddeltag", und als 2. der nicht weniger sympathische "Internationale Tag der Jogginghose".
Also – ich sag ma so:
Die kölsche Großdemo gegen Hass und Hetze am internationalen Joggingbuxen- und Knuddel-Tag! Das passt doch wie die Faust aufs Auge ... derjenigen, die sich das mit ihrer jahrelangen rassistischen Wühlarbeit mehr als redlich verdient haben!
19.1.24
Und noch was
Zu meinem gestrigen Rückfall in die Erklär-Bär-Position muss ich, glaub ich, noch was anfügen. Nicht, dass Sie annehmen, ich hätte meine Ansichten zu den Arschlöchern für Deutschland irgendwie geändert. Für mich sind die Mitglieder und Wähler der AfD nach wie vor Pack – ein Pack, mit dem ich nichts zu tun haben will. Und ich bin immer noch gegen ein Pack-Verbot. Aus dem einfachen Grunde: Weil man abgrundtiefe, himmelschreiende Dummheit nun mal nicht verbieten kann.
Wer sich unbedingt auf seinem staatsbürgerlichen Engagement für ein Verbot was einbilden und auf dem dazugehörenden Bundesver­dienstkreuz am laufenden Bande einen runterholen will, soll es mei­netwegen tun. Hat wenigstens einer seine Freude dran.
Nur einen alten Superwitz möchte ich hier bei Gelegenheit noch mal gerne breit treten: Wer von den heutigen, aktiven Antifaschisten hat denn das mit Pegida, AfD etc. mitmarschierende Pack jahrelang als „die besorgten Bürger und Bürgerinnen mit ihren Ängsten und Nöten“ verhätschelt und vertätschelt? Na, wer war das alles?
18.1.24
Kitsch as Kitsch can
Kap. 1
Eine Frage der Kommunikation?
Weil das Nazi-Wort von der „Lügenpresse“ pure Propaganda ist und der Rest ansonsten hundertzwanzigprozentiger Querdenkerquatsch, dem mit Ar­gumenten nicht beizukommen ist; weil Argumente sich immer an Re­alitäten messen müssen und Realitäten bei Nazis nicht vorkommen - deswegen sind Gespräche mit Nazis auch immer so furchtbar unfruchtbar, enervierend sinnlos und führen zu nichts.
Kap. 2
Die Presse lügt nicht.
Die Presse kann ungenau sein. Die Presse kann übertreiben und untertreiben. Sie kann zu früh kommen, aber auch zu spät kommen. Sie kann Fehler machen und manchmal wieder gut­machen. Sie kann auch selber falsch informiert sein. Sie kann liberal sein, überparteilich und unabhängig, sie kann spannend, spießig, flott und seriös sein. Die Presse, sie kann eher links und eher rechts und sie kann das alles auch mehr oder weniger sein, sie kann Kampagnen reiten, zum Bürgerkrieg aufstacheln oder so tun als ob, sie kann die Polizei rufen, nach Neuwahlen und nach dem Henker rufen. Sie kann zur Not auch Kanzler. Sie kann alles mögliche, auch mal völlig daneben liegen. Nur:
Lügen, das kann sie nicht. Denn lügte sie, wär sie über kurz oder lang ratzifatzi weg vom Fenster. Die Menschen lieben die Lüge, ja, aber nicht den Lügner.
Kap. 3
Und der ‚Kölner Stadtanzeiger‘?
Der Kölner Stadtanzeiger, der das auch alles sein könnte, hat heute mit seiner Seite 3, wo er wegen der Länge der Artikel norma­lerweise besondere Sorgfalt walten lässt, eine Brandmauer eingerissen, was ihm, wenn er so weiter macht, in Bälde das Genick brechen wird. Der Artikel mit der Überschrift „Aufstehen für die Demokratie“ sollte wohl wie ein normaler Zeitungsbericht über die Anti-AfD-Demonstration vom Dienstag erscheinen, ist aber nur 'ne affirmative Lobes­hymne, dient der Redaktion in eigener Sache als Selbstpositionierung und entwickelt sich gen Schluss zu einem demonstrativ hochengagierten Appell und Aufruf für die nächste Demo am kommenden Sonntag - und wäre alles in allem eine stinknormale Anzeige, der nur der Hinweis fehlt, dass es sich um ne Anzeige handelt.
Kap. 4
Wie kommt so was?
Die Redaktion des Kölner Stadtanzeigers erklärt sich selber:
„Der KStA als digitales Nachrichtenportal und Zeitung begleitet die Politik, berichtet über Licht und Schatten gesellschaftlicher Verän­derung. Es zählt zu unserem Selbstverständnis als Redaktion, die Demokratie zu stärken gegen Angriffe von Rechtsaußen wie von Linksaußen. (…) Wir lieben die Vielfalt unserer Stadt, die Lebenslust, das immer etwas Chaotische, nicht ganz so Reglementierte, niemals Stubenreine, aber auch die Gastfreundschaft und Offenheit für Le­bensformen, Kulturen und Sprachen, die erst seltsam anmuten und kurz darauf zum Alltag gehören.“
Dieser für eine sich seriös haltende überregionale Tageszeitung un­fassbare Wörterbrei aus Populismen aller Art, pseudokritischem Getue, Arschkriecherei und einem schier endlosen Binsenge­quake wurde geadelt und gekrönt durch Parolen auf selbst besprüh­ten Transpa­renten wie z.B. „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Liebe Migranten, ihr gehört zu uns!" und der für eine Großdemo gegen Hass und Hetze besonders passenden, originellen These „Ganz Köln hasst die AfD!“
Kap. 5
Lange Rede, kurzer Sinn:
Weder die „Demo“ und ihre Teilnehmer noch die sich gleichge­schaltete Stadtanzeiger-Redaktion können für sich die Zuschreibung „Widerstand“ in Anspruch nehmen. Es gibt aber einen anderen, einen guten, - wenn es denn so gewesen ist, wie es im Stadtanzeiger stand - einen rundum zutreffenden Begriff für dieses Anti-AfD-Theater - man nennt so was auch:
KITSCH.

P.s.:
„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ (Hanns-Joachim Friedrichs)