Das Tagebuch

13.2.22
Interessantes aus unseren Parallelgesellschaften
Die Schüler eines Gymnasiums in Siegburg erhielten im Philosophie­unterricht folgende realpolitische Aufgabe:
„Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders,
um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern.
Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?“
Wenige Tage später erreichte die Schule ein Shitstorm, der sich gewaschen hatte. Die halbe Türkei stand auf der Matte und faselte was von Rassismus und rechtsradikalem Vokabular. Und was macht daraufhin die Schulleitung? Sie entschuldigt sich dafür, möglicher­weise irgendwelche Gefühle verletzt zu haben.
Oh, Allah, wir gehen lustigen Zeiten entgegen.
12.2.22
Ich sag ma: Me too
Oh, meine Damen und Herren, ich muss mich entschuldigen. Auch ich habe mich vertan. Ich, ja, ich gebe zu, ich habe gefehlt. Ja, ich habe mich in der Tat vertan. Ich war zwar nicht der einzige, andere haben genauso gedacht und getan. Trotzdem, ich war ein Täter, ich trage allein die Schuld und die Verantwortung für mein Tun, unab­hängig von all den anderen, und ich muss und will mich dafür hier und heute von ganzem Herzen entschuldigen. Ich empfinde eine tiefe Scham. Deshalb an dieser Stelle schon mal: Mea culpa!
Doch, um Himmels Willen, werden Sie wohl fragen, worum ging‘s denn da? War es denn wirklich so schlimm?
Ja. Nun, es war so: Ich lag mit einer meiner etwas voreiligen dra­matischen Prognosen einfach ein stückweit ziemlich daneben. (Dabei war ich doch so felsenfest davon überzeugt, dass es genau so kommen würde.) Egal, jedenfalls war es falsch, und habe dadurch einem Menschen schwer Unrecht getan.
Den Menschen, um den es hier geht, hatte ich monatelang mit den übelsten Beleidigungen, mit den härtesten Verbalinjurien, welche mir geradeso einfielen, traktiert und bedacht. Z.B. „ausgewiesener Fachmann in Sachen primitivster Stinkstiefelei“ war da noch ver­gleichs­weise harmlos. (Ich möchte jetzt nicht den ganzen Katalog hier extra lang & breit wiederholen. Sie können sich den ja via Suchprogramm locker selber zusammenstellen.)
Diese „führende egomane Knallchargenvisage der parlamentari­schen Bundesliga“ - und das war mein Fehler, das war die falsche Prognose - würden wir im Falle einer Regierung, in der dieser Knilch Finanzminister oder irgendwat anderes werden würde, dann jeden Tag, Tag für Tag ertragen müssen. Über Jahre. Es wäre für einen sensiblen Mitmenschen wie mich, der sehr wohl weiß, wie Elend geht, eine Zumutung, die zum Himmel schreit.
Aber:
Komischerweise ist‘s nicht so gekommen. Ab und zu sieht man den Typen kurz in der Tagesschau. Das is auch schon alles. Und für diese gravierende Fehleinschätzung, für diese falsche Prognose will ich mich heute allerherzlichst entschuldigen. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.
11.2.22
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei ...
„Knapp 3 Wochen vor dem Ende der 'geistlichen Auszeit' von Kar­dinal Rainer Woelki verdichten sich die Hinweise, dass am Ascher­mittwoch die Rückkehr des Kölner Erzbischofs uswusf...“ blümelt sich unser guter Joachim Frank, staatl. anerkannter Gottesgelehrter und mastermind vom Kölner Kirchen,äh, Stadtanzei­ger, irgendwas über irgend­wel­che Hinweise zusammen, die sich spätestens drei Sekunden nach Aschermittwoch in Schall & Weihrauch von vorges­tern auflösen werden. Völlig wurscht.
Nur zu dieser oftgehörten 'geistlichen Auszeit' hätt ich doch noch ne kleine Nachfrage. Was zum hl. Kuckuck ist das, 'geistliche Auszeit?' Und wenn der Woelki zurückkommt, aus seiner 'geistlichen Auszeit', wo war der denn dann eigentlich vorher die ganze Zeit?
10.2.22
Noch mal zurück zur deutsch-russisch-chinesischen Flitzpiepe,
unserm Altkanzler Gerhard Schröder
Wegen seiner Pipeline 2 braut sich zurzeit ein gewaltiger, überpar­teilicher Shitstorm von bisher unbekannten Ausmaßen über Gerda Flitzpiepe zusammen, und sogar aus dem eigenen Lager bekommt er gewaltigen Gegenwind:
„Als Altkanzler auf der Gehaltsliste von Putin zu stehen: Ich finde es schlimm. Und die Partei war ihm immer schon egal," poltert SPD-Urgestein Rudolf Dreßler revolutionär im ‚Morgenmagazin‘.
„Gerhard Schröder sollte sich zurückhalten. Damit täte er allen ei­nen Gefallen,“ so Juso-Chefin Jessica Rosenthal.
Und „Wir finden es bitter, dass manche es nicht schafften, einfach mal die Klappe zu halten“, so klappert Wiebke Esdar vom linken Fl­ügel der SPD-Bundestagsfraktion - zum nächsten Zwergenaufstand.
Gut, niemand, der noch ganz bei Trost ist, erwartet vom Idioten, dass er Vernünftiges von sich gibt. Und dass es sich bei Schröder um einen solchen handeln muss, kann schon seit langem nimmer den Tatbestand der Beleidigung erfüllen, sondern nur als ein durchweg erfahrungsgesättigter, lupenreiner Fakt gelten. So what?
Nur das noch nebenbei:
Aber in witzlosen Zeiten wie diesen bei jeder sich bietenden Gele­genheit mit dem Maulkorb anzukommen, um den letzten wenigen Witzeerzählern wie Schröderbeispielsweise ihre Witze zu vermiesen und verbieten, ist nicht nur mega uncool, wie die Kids heutzutage zu sagen pflegen, sondern hat auch in einer freien, unbezahlbaren Mega-Spaßgesellschaft wie der unsrigen nichts zu suchen.
(Irgendwo gibt's auch Grenzen.)
9.2.22
Wie geht das denn, Daniel Düsentrieb?
Dpa berichtet:
„Müllflut im Meer -
Mikroplastik in den Ozeanen nimmt rapide zu -
So vergiften wir mit Plastik unsere Meere“
Und wie macht man das wieder weg? Wie soll das denn gehen?
Die Düsentriebs der Bayer-Forschung sagen:
Auch wir lieben die Tiere. Doch Plastik kann man nicht mehr abschaffen. Plastik ist die Zukunft.Die Zukunft kann man auch nicht abschaffen. Selbst wir nicht. Aber wir können das Plastik für alle Tiere vorübergehend schmackhaft machen und gut verdaulich. Und dann heißt es bald wieder: Heile, heile, Mausespeck, in hunnert Jahr is alles weg.
Bayer – immer eine gute Idee!
8.2.22
„Herr Ober! Zahlen bitte! Wir möchten gerne ...“
„Ja, okay. Komme gleich.“
Mit Zahlen hab ich‘s ja nicht so. Aber über 2 Zahlen, die mir heute begegnet sind, möchte ich was los werden. Es sind nicht die Zahlen, an die man sich gewöhnt hat - Täter-Zahlen, Opfer-Zahlen u.drgl.
Also:

Keine neuen Corona-Zahlen. Nix Corona, ischwöre.
Und auch keine Arbeitslosen-, Alkoholiker- + Obdachlosenzahlen,
keine Querdenker, keine Spaziergänger,
keine Roten Listen, keine Aluhütchenträger
keine Datenhacker, Volksverhetzer, keine ausgestorbenen Tiere,
keine Rassistenmorde, keine Auto-Toten, keine Amokläufer
und keine Massen ertrunkener Afrika-Flüchtlinge mitten im ... Mittelmeer,
keine Steueroasen, keine Abgasbetrüger,
keine Höhle der Löwen, keine Heiratsschwindler,
keine Waffenhändler, keine Pleiten, Pech und Pannen,
keinen Shitstorm, keine Sturmflut und kein Blutiger Sonntag
keine Insolvenz, kein Börsenkrach und kein Schwarzer Freitag,
keine Kriege, keine Fakes und keine Faktenlügen,
keine Dunkelziffern, keine Grenzen und keine Zahlen über... Missbrauchsopfer.

Was ich sagen wollte:
Die katholische Internet-Zeitung „katholisch.de“ war so nett und servierte der Welt diese normalerweise gerne verschwiegenen zwei Zahlen. Die erste Zahl:
„Als Entschädigung für die Säkularisierung vor 200 Jahren überweist der deutsche Staat der evangelischen und katholischen Kirche der­zeit jährlich 540 Millionen Euro. Das Geld kommt aus Steuermitteln, das heißt: Auch wer nicht Kirchenmitglied ist, beteiligt sich an der Finanzierung.“
540 Millionen.
Und die zweite Zahl:
„Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland zum Beispiel sind in etwa 20 Milliarden Euro an die beiden Kirchen geflossen.“
20 Milliarden.
...
„Herr Ober! Zahlen bitte! Wir möchten gerne ...“
„Ja, okay. Komme gleich.“
7.2.22
„Alle Optionen liegen auf dem Tisch“
Sagt der nette, bedächtige Olaf, der gerne auch mal so nebenbei erzählt, der erste deutsche Bundeskanzler zu sein, der seinerzeit „den Kriegsdienst verweigert“ habe, was nach 40 Jahren und heute unter völlig anderen Umständen natürlich überhaupt nichts besagt.
Die Nato-Osterweiterung ist kein Vernichtungskrieg à la Hitler, aber – und das ist nicht auf meinem Mist gewachsen – der Krieg ist im westlichen Imperialistischen System – oh, welch ein böses Wort – als ultima ratio immer eingeplant wie das Amen in der Kriegskapelle oder wie der Olaf sagt:
„Alle Optionen liegen auf dem Tisch.“
6.2.22
Ein paar überflüssige Worte zu „Schröders Roadshow“
„…
Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer,
auf dieser kleinkarierten Welt,
wo euch weiter nichts zusammenhält,
als die Macht und die Moral vom großen Geld."

Das waren „Schröder Roadshow“, in den 70iger und 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts eine der besten Rock-Kapellen in deut­schen Landen. Nicht zu verwechseln mit „Schröders Roadshow“! Und „Schröders Roadshow“ gibt‘s heute noch:
Am Anfang war er SPD, dann irgendwann Kanzler und „Basta-mann“ ohne Seele, Herz und Gespür, aber mit viel vibration für „HartzIV“, dazwischen Currywurst und „Hol mir ma ne Flasche Bier“-Diktator und zum „Boss der Bosse“ hochgejazzt, doch trotzdem auch als Kanzler immer nur der arme, testosteron-regierte Leierkasten-Affe des „staatsmonopolistischen Kapitalismus“ geblieben. In der Mer­kel-Phase eher ein Fall für die "Bunte" und "Frau im Spiegel" oder wegen mir auch fürs "Dschungel-Camp", hat er sich mehr in Russland rumgetrieben und ist so zum Busenfreund des lupenreinen Putin aufgestiegen, dann weiter zum Präsidenten des Verwaltungsrats der Nord Stream 2 AG, zum Vorsitzenden des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und Aufsichtsratschef beim staatlichen russi­schen Energiekonzern Rosneft. Demnächst soll er noch Aufsichtsrat beim Staatskonzern Gazprom werden.
Das ist Gerhard Schröder oder mit anderen Worten: eine klassische Polit-Kanaille beim neoliberalen Gewaltmarsch in die unaufhalt­same Globalisierung.
Kommen wir zum point of no return:
Zur üblichen Apanage eines Altkanzlers gehört bis zum letzten Atemzug ein eigenes Büro plus Sekretär (in dem Falle wohl -in), Dienstmercedes plus Fahrer, dies und das und wahrscheinlich jeden Tag Freibier und Pommes obendrauf. Auch bis zum Abwinken. Das alles wollen ihm diverse, in ihren Grundfesten erschütterte Neid­hammel und Innen der FDP, der AfD, der CDU/CSU und der Grünen madig machen:
„Wir müssen darüber nachdenken, Schröder die Ausstattung zu ent­ziehen. Er schadet dem Land, dem er dienen soll, und lässt sich dafür bereitwillig von einem Autokraten mehr als gut bezahlen. Apanage vom deutschen Staat ist damit nicht vereinbar.“ (Vertei­digungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP)
„Parteiübergreifend sollten wir darüber reden, ihm die Amtsaus­stattung als Altkanzler zu entziehen. Er schadet Deutschland.“ (Stefan Müller, CSU).
„Gerhard Schröder ist ein gut bezahlter Lobbyist in Diensten Putins, er dient als Feigenblatt, um den aggressiven Kurs der russischen Regierung gegenüber der Ukraine und der Europäischen Union zu rechtfertigen.“ (Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Dieter Janecek).
Das ist alles, was diesen Zwergen dazu einfällt – einem ehem. Tes­tosteron-Kanzler und vertrottelten Hampelmann des „internationa­len Großkapitals“ ein paar lächerliche Apanage-Piepen aus dem Sparschwein zu eumeln und selbst da noch die nationale Keule zu schwingen. Von allen möglichen Kritik-Gründen sind das die aller­dämlichsten! Dabei liegt der einzige gute, wahre Grund doch so nah, Doppelpunkt:
So was TUT MAN EINFACH NICHT!
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Bei „Schröder Roadshow“ ging der Song übrigens so weiter:
„…
Wir sind die Brüder der Rebellen und Piraten,
selbst in der allergrößten Not,
spucken wir auf euer Gnadenbrot,
und gehen stolz und lachend in den Tod ...“
5.2.22
Der „Deutschlandtrend“
Die ‚Welt‘ schreibt:
„Beispielloser Absturz von Olaf Scholz – Friedrich Merz holt auf
Zwei Monate nach Amtsantritt rutscht dem Kanzler in dramatischem Ausmaß der Rückhalt in der Wählerschaft weg. Die Meinungsfor­scher von Infratest Dimap melden einen Rekordabsturz. In der Sonntagsfrage zieht die Union an der SPD vorbei.“
Ach, du heilige Scheiße!
"Wenn heute Wahl-Sonntag wäre, käme die Merz-CDU auf ..."
Nee, halt stop! Ich will es gar nicht wissen!