Das Tagebuch

15.3.22
Wochenend und Sonnenschein … letzter Teil
Die reizende Aphorismen-Sammlung „Wer zur Hölle will schon in den Himmel?“ von Edgar Dahl (siehe 11.3.) hier in Gänze reinzu­kopieren, würde der Leserschaft zwar entgegenkommen, dem fleißigen Autor gegenüber aber sich zu Recht als asozial erweisen. Andererseits, diese zwei müssen noch sein:
„Wer religiös sein will, kann es gerne sein. Ich respektiere das Recht auf Glaubensfreiheit. Ich würde es jedoch begrüßen, wenn die Gläubigen auch unser Recht respektierten, ihre Dogmen nicht teilen zu wollen.“ (Frank Zappa)
und
„Die Zivilisation wird so lange kranken, bis der letzte Stein der letzten Kirche auf den Kopf des letzten Priesters gefallen ist.“ (Émile Zola)
14.3.22
Maria 2. hastenichgesehn
t-online tut seine/ihre Pflicht und berichtet:
„Priestermangel in Essen
  Katholische Frauen dürfen erstmals taufen“
Halleluja! Da kommt aber Freude auf ! Weiter heißt es:
„Die katholische Kirche hat mit Priestermangel zu kämpfen – was offenbar gerade bei Tauffeiern zu Problemen sorgt. Im Bistum Essen dürfen Frauen künftig das Sakrament der Taufe spenden. Dies sei eine bundesweite Premiere, teilte das Bistum am Montag mit. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck habe am Samstag 17 Gemeinde- und Pastoralreferentinnen sowie einen Gemeindereferenten in ei­nem feierlichen Gottesdienst mit der Aufgabe betraut.
Bisher dürften nur geweihte Priester und Diakone taufen. Nun stehe diese wichtige Funktion - zunächst auf drei Jahre befristet - auch ‚ nicht geweihten Brüdern und Schwestern‘ offen.“
Ist das nicht herrlich?! Die katholische Frauen-Community ist kom­plett aus dem Häuschen und sieht sich schon mit ihrer streetcre­dibility auf dem Weg zur Hei­ligsprechung. Endlich kommt mal Bewegung in den trostlosen, gna­denreichen & von vielen schon totgemunkelten Männerverein! Frauen dürfen endlich auch taufen! Sie dürfen das Sakrament der Taufe spenden!
Ja, sacra! (Und alles ohne Anführungszeichen,)

Und zur Feier des Tages stellen wir uns wieder mal gänzlich dämlich und strohdoof an (Ach, darf man eigentlich noch 'dämlich' sagen?) und fragen lustig, stroh- & treudoof wie wir nun mal sind, drauf los:
Is das eigentlich, die Taufe?
Nun, die Taufe ist ein asbachuraltes Ritual (Ich glaube erfunden in der Bronzezeit. Hat den Vorteil: Is für viele noch nicht vorbei.), wodurch der lütte Täufling, ohne dagegen anstinken zu können – wie auch? - in die Gemeinschaft der Abergläubigen auf­genommen wird. So weit, so dumm und bekannt. Bevor jedoch die Erziehungs­berechtigten stellvertretend für die süßen Hosenscheisser ihren Glau­ben bekennen und versprechen, ihre Blagen dementsprechend herzurichten, spricht der Priester – wie demnächst auch diverse, heiße Frauen aus dem Bistum Essen – die Taufformel, mit der dem kleinen Menschlein - man höre & staune - erstmal der Teufel mit Haut und Haar und Hinkefuß ausgetrieben wird, und zwar auf Latein, damit die des Lateinischen traditionell unkundigen Eltern sich nicht direkt ihren Sproß untern Arm klem­men und das Weite suchen. „Apage Satana“ spricht der gesalbte Gottesgelehrte nämlich, was so viel heißt wie „Teufel, scher dich zum Teufel!“. Und das Ganze wird noch himmlisch firmiert als ein sog. „heilig-ewiges Sakrament“, allgemein eher geläufig unter dem Namen Exorzismus.
Und wenn das die Richtung andeutet, in welche Maria 2.0 und ihre aufgeweckte kritische Masse künftig Seit an Seite schreiten dürfen, mein lieber Herr Gesangsverein, dann sag ich: Bingo! Da habt ihr‘s ja geschafft! Teufel aber auch!
13.3.22
Wochenend und Sonnenschein … III. Teil
„Ich bin kein Atheist, weil dies voraussetzen würde, dass ich die
Theologie ernst nehme.“ (Auguste Comte)
„Dass Glaube etwas Anderes als Aberglaube sei, ist unter allem Aberglaube der größte.“(Karlheinz Deschner)
„Wenn die Religion uns nicht mehr verbrennen kann, kommt sie bei uns betteln.“ (Heinrich Heine)
„Ich überlasse es den Gläubigen, sich gegenseitig die Kirchen, Moscheen und Synagogen niederzubrennen, was sie immer wieder zuverlässig tun.“ (Christopher Hitchens)
Und jetzt der wichtigste von allen – Karl Marx:
„Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur und das Gemüt einer herzlosen Welt. Sie ist das Opium des Volkes.“
Noch mal zurück zum Vorwort von Edgar Dahl. Die letzten Sätze lauten:
„Bertrand Russell soll einmal gefragt worden sein, was er tun würde, wenn er sich irrte und es doch einen Gott gäbe: ‚Wie würden Sie Gott erklären, dass Sie nicht an ihn geglaubt haben?‘ Russell entgegnete: ‚Keine ausreichenden Indizien, Gott, keine ausreichenden Indizien.‘ Dieser Antwort würde ich mich anschlie­ßen.“ "
12.3.22
Wochenend und Sonnenschein … II. Teil
Und weil‘s so schön war, noch n paar:
„Ein Blutstrom fließt durch achtzehn Jahrhunderte, und an seinen Ufern wohnt das Christentum.“ (Ludwig Börne)
„Ich bin fast ein Atheist. Gib mir noch zwei Monate.“ (David Bowie)
Und Nummer Drei Noam Chomsky:
„Ob ich an Gott glaube? Ich verstehe die Frage nicht.“
11.3.22
Wochenend und Sonnenschein ...
Der Satz „Pardon, aber ich kann es ganz einfach nicht mehr hören“ ist wahrscheinlich der zur Zeit am häufigsten gehörte. Und zwar querbeet durch die Bevölkerung und zu den Themen Ukraine/Russ­land, Corona, Klimawandel, Gendergedöns, CDU/CSU, AfD und FDP. Gut, wegen mir auch noch SPD, Grüne und Linke.
Das gibt uns Gelegenheit, hier doch mal grundsätzlich zu werden, um einigermaßen durch den irdischen Wahnsinn durchzublicken. Fangen wir an mit der Religion. Und zur lustigen Einstimmung hab ich da ein schmales, hübsches, wundersames Büchlein zu preisen, welches mir vor kurzem irgendwie wieder in die Hände fiel:
„Wer zur Hölle will schon in den Himmel?“ von Edgar Dahl.
Nach dem erhellenden 21 Seiten umfassenden, autobiographischen Vorwort versammelt der Autor Dr. phil. Edgar Dahl, Wissenschaftli­cher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster, auf seinem 112 Seiten langen Parforceritt durch die ver­gangenen, armseligen Jahrhunderte herrlich antireligiöse Aphoris­men kluger bis sehr kluger Denker und Denkerinnen, und schließt sein Brevier mit einem 10 seitigen Nachwort, auf dass von den Religionen – theoretisch - nichts mehr übrigbleibt. Nicht zuletzt auch zur Erheiterung inexistenter Götter nun als ‚amuse gueule‘ zwei, drei wahllos herausgegriffene Beispiele:
„Ich bin nur jüdisch in dem Sinne, dass ich in eine jüdische Familie hineingeboren wurde. Ich habe nicht das geringste Interesse an den Religionen. Für mich sind sie alle gleichermaßen unsinnig. Wenn Sie wollen, können Sie mich als Agnostiker bezeichnen – doch mit ei­nem Fuß im Atheismus.“ (Woody Allen)
„Von Leuten, die an Mohammeds Lehre nicht glauben, zu verlangen, dass sie keine Karikaturen von ihm zeichnen, ist keine Forderung nach Achtung, sondern eine Forderung nach Unterwerfung.“ (Ayaan Hirsi Ali).
„Jeder denkt, Gott sei auf seiner Seite. Die Reichen und Mächtigen wissen, dass er es tatsächlich ist.“ (Jean Anouilh)
Noch einen gefällig?
„Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht ein­mal existieren muss.“ (Charles Baudelaire)
Und zum Schluss noch Napoleon:
„Ich bin umgeben von Priestern, die mir wieder und wieder ver­sichern, dass ihr Reich nicht von dieser Welt sei, aber beständig ihre Hand nach allem ausstrecken, was sie greifen können.“
Und
„Religion ist, was die Armen davon abhält, die Reichen zu töten.“
10.3.22
Widersprüche und wieder nur Sprüche
„Bitte machen Sie sich als Parteimitglied keine Sorgen um Ihre berufliche Situation. Staatsdiener müssen weder die Entlassung noch gekürzte Pensionsansprüche befürchten.“ Schreibt Alice Weidel an die lieben Parteimitglieder, nachdem das Verwaltungs­gericht Köln die Einstufung der Arschlöcher für Deutschland durch den Verfassungsschutz als rechtsextremen Verdachtsfall bestätigt hatte.
Und kein Berufsverbot, keine beruflichen Nachteile? Na, da wär ich mir aber nicht so sicher, gute Frau Arschloch. Man fragt sich höchs­tens, ob z.B. wirklich nun ausgerechnet der Verfassungsschutz die richtigen Leute hat, die … aber wie gesagt: Et is wurscht, sch­nuppe, piepegal, und egal is 88.
Nein, interessant ist vielmehr folgendes: Eine normale Nazi-Horde ist normalerweise stolz auf die offizielle Einschätzung als normale Nazi-Horde. Denn das ist quasi der „Ehren-Bambi“ für das Pack und seine Drecksarbeit. Nur deucht es mir, dass dieser Stolz irgendwie nicht so recht passen will zu dem Protestgeschrei, das die Dame Weigel nun im Reichstag gegen diese Sicht der Dinge anstimmt. Tja, das mag den meisten zwar seltsam scheinen, is aber so.
Und dafür gibt‘s auch ein passendes Wort: genuine, grundsätzliche Verlogenheit vom Urschrei bis ans Ende der Welt.
So einfach ist das manchmal.
9.3.22
Brennen jetzt allmählich bei allen die Sicherungen durch?
Der ‚stern‘, berühmt für seine hochinteressanten Geschichten, hat diese Woche wieder eine solche auf Lager:
„Für den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird es immer enger. Gegen ihn ist Strafanzeige wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit gestellt worden. Wie die "Badischen Neuesten Nachrichten" am Dienstag berichteten, ging die Strafanzeige in der vergangenen Woche in Hannover ein und wurde am Montag an den Generalbundesanwalt in Karlsruhe weitergeleitet.“
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, mein lieber Schwan …
Wegen Hartz IV oder wat? Ich hatte angenommen, seit den Hitler-Tagebüchern seid ihr beim ‚stern‘ etwas vorsichtiger geworden.
Der Schröder sieht aber mittlerweile auch ganz schön schlecht aus, mit sei­nen wässrigen Augen und russischen Furchen im Gesicht. Wie einer mit 40 Jahren Hartz IV aufm Buckel. So wat kommt davon.

***
Und dann noch aus der Serie „Das könnte Sie auch interessieren“ dieses hier in der ‚Bunten‘ und der ‚Gala‘:
„Natascha Ochsenknecht über ihre Nahtoderfahrung:
‚Ich habe vier Engel gesehen‘.“
8.3.22
Internationaler Frauentag
Ja, und vielleicht findet sich ja am 14. Kriegstag mal eine Frau, die dem Putin in einer stillen Minute (wobei eine Minute totsicherlich nicht langen wird) mit dem dicken Teil von Theweleit (s.o.) solange auf die Rübe haut, bis auch bei diesem lupenreinen Arschloch der Rubel fällt.
Ceterum censeo, im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Kirche in toto … (s. 3.3.‘22)
7.3.22
Noch ‘n Büchertipp für den März
(aber dann is auch gut gewesen)
„Männerphantasien“
von Klaus Theweleit,
Band I + II in 1 Band, Neuausgabe von 1977/78 bei Matthes & Seitz,
mit einem 70 Seiten langen Nachwort 40 Jahre danach vom Autor selbst. Allein das lohnt sich.