Das Tagebuch

14.6.22
Ach, Steinmeier!
Sage keiner, er hätte da nichts von gewusst! Der Vorschlag kommt von ganz oben:
Der komplett überflüssige Bundespräsident hat die uralte, immer und immer wiedergekäute Superidee einer „sozialen Dienstpflicht für junge Menschen“ aus dem hauseigenen Müll der CDU/CSU raus­gefischt und möchte jetzt mit dieser hirn- wie geschichtslosen Nummer auf Tour gehen. Vielleicht hat er den heutigen „Inter­nationalen Blutspende­tag“ auch nur falsch verstanden. Ick, jeden­falls, hör dir trapsen, Nachtigall!
Ok, Deutschland braucht sowieso 'n paar schöne neue Autobahnen, vor allem in Richtung Osten. Der Zustand der Brücken ist mehr als ein erregter Warnhinweis auf kommende Trauerfälle. Erforderlich sind auch neue soziale Sammelunter­künfte für die zukümftigen schwarzen Massen aus Afrika, wenn die nicht vorher schon von der neuen sozi­alen Frontex-Marine im Mittel­meer ersäuft worden sind. Zudem will der soziale Bundespräsident für die nächsten Pande­mien ausreichend soziale Pflegekräfte, die sich nicht mehr einfach krank­schreiben lassen können. Die soziale Polizei braucht auch mehr Per­sonal. Ach, komm, geh mir weg! Da gäb‘s, glaub' ich, doch noch so einige soziale Betäti­gungsfelder mehr.
Und ändern müsste man nur 6 Buchstaben:
Aus Dienstpflicht würde dann Arbeitsdienst,
im Übrigen ein alter und gern benutzter Hut …
oder wennse so wollen:
Ganz alter, kalter Kaffee.
Und Raider heißt jetzt Twix.
Und Monsanto Bayer Leverkusen
13.6.22
In eigener Sache
Nicht nur die sprichwörtlichen Zeiten werden härter.
Auch bei mir persönlich macht sich Meister Parkinson immer nerv­tötender breiter.
Das heißt konkret: Es dauert immer länger, bis hier eine Nummer fertig ist. Allein, weil mir mehr und mehr mein sog. Wortschatz flöten geht, und ich keine Lust habe, den ganzen Tag bzw. die ganze Nacht ohne Ergebnis über der Tastatur zu hängen.
Und da ich praktisch jedes Wochenende von April bis November in Holland verbringe und danach dann gezwungen bin nachzutragen, was sich Lustiges zugetragen, wo ich doch gar nicht so nach­tragend bin, werden sich die Auszeiten wohl oder übel häufen und ich hier irgendwann dazu übergehen werde, aktuell nur noch von Montag bis Donnerstag an der Witzefront den Weltverbesserungs-Harlekin zu geben.
Und irgendwie muss ja auch irgendwann mal Schluss sein.
So weit fürs erste.
Euer w
8.6.22
Nur ne kurze Zwischenfrage
Wenn in allen Nachrichten und allen Kommentaren, allen Sendern und Kanälen, allen Berichten, Infos, Brennpunkten und Interviews, wenn von allen Nachrichtensprechern und innen, von allen Politi­kern und Journalisten und solchen, die es sein wollen, immer die absolut immergleiche Formulierung be­nützt wird, und nur die, z.B. „dieser brutale Angriffskrieg der Russen gegen ein freies, demokra­tisches, unabhängiges Land“ ...
wie nennt man das noch mal?
7.6.22
Ick bün all hier!
(Da wird sich auch nichts ändern)
Wenn man einfach nicht mehr kann – und zwar in jeder Beziehung; wenn man weiß, da kann nicht mehr viel kommen; wenn einem die Puste aus­gegangen ist - beim großen run nach den Fleischtöpfen, nach dem Ewigem Glück, nach ditt un datt oder Weißderteufelwat - meinetwegen auch nach radikaler „Gesellschaftsveränderung“ (Ähm, gibt‘s das Wort über­haupt noch?); wenn einem also partout nichts mehr einfällt und die ‚Villa Feierabend‘, dein ‚Hotel zur langen Dämmerung‘ in greifbare Nähe gerückt ist, wenn einem also so viel Gutes wird beschert, dann ist das schon (nicht nur) einen „Asbach Uralt“ wert, sondern auch bei den meisten Mitbürgern ein untrügli­ches Zeichen dafür, dass sie nach langer Irrfahrt endlich wieder zuhause bei Mama un Papa ge­landet sind.
Einer dieser glaubwürdigen Zeitgenossen ist diesertage mal wieder besonders unangenehm auffällig geworden. Dem ‚Kölner äh Stadt­anzeiger‘ hat er als einer der allerletzten Berufsjugendlichen am 30. Mai in seiner unnachahmlichen Seifenopernpunk-Attitüde die ganze Seite 11 volltiriliert, Thema „Mein langer Lauf zu mir selbst“. Nein es war nicht der Joschka, nicht Bohlen, nicht Buschido, nicht Lindenberg, Lindemann, Niedecken und nicht Heinz Rudolf Kunze, nicht Scooter, Engler, Maffay oder horribile dictu Westernhagen, nein, Campino war sein Name, seines Zeichens Rock‘n‘Roll-Beauf­tragter von D.dorf.
Mich haben diese toten Hosen nie interessiert. Das war für mich Juso-Musik, auf einer Linie mit den unerträglichen Friedenstauben-Brüdern von den Bots: „Was woll‘n wir trink'n sieben Tage lang ..“. Und spätestens, als er in den 90er Jahren voller Stolz bei Biolek rumlümmelte, strafverschärfend noch mit seiner Mama im Arm, war die dicke Luftnummer geworden, was se für mich immer schon war: Luft.
Doch er war mal wieder nicht das Ende der Geschichte. Er war nur nach Hause gekommen. Weiter nix. So wie jetzt alle andern auch. Und wir brauchen hier von der vollen Seite 11 auch nur einen Satz zu zitieren und laufen nicht einmal Gefahr, dabei irgendetwas aus dem Zusammenhang zu reißen, denn der ist so dämlich eindeutig, wie er eindeutig dämlich ist:
„Wir sind nicht mehr hier, um zu spalten. Das waren wir mal, das wollten wir. Aber heute wollen wir verbinden.“
Ja, ja, so sin‘se, die Lümmel von der ersten Bank.

P.s.:
„Campino“ übrigens – wer es noch nicht wusste: biddeschön – ist ein Lutschbonbon, klebrig und ekelig, ein Lutschbonbon halt. Der erste - und wenn ich meinen eigenen Recherchen trauen darf - auch wohl der einzige Ausrutscher von Campino ins Reich der Ironie.
22.5.22
Und wissen se, was ich so vorhabe?
Urlaub! Am 7. Juni bin ich abba wieda da.
21.5.22
Was machen mit Schröder?
Ach ja, das alte, leidige Thema: Was machen mit Schröder?
Einige in der SPD woll‘n ihn aus der Partei rausschmeißen, andere woll‘n ihn lieber nach Nordkorea abschieben.
Die CDU sagt: „Lasst ihn doch in Ruhe. So nachhaltig, wie der die SPD kaputtmacht, schaffen wir das nicht mal ansatzweise!“.
Die FDP sagt: „Wir wissen gar nicht, was ihr alle gegen den Mann habt! Wir wären gerne wie Schröder!"
Die Grünen sagen: „Die SPD war mal eine große, wichtige Partei im Verein mit der großen, wichtigen Arbeiterklasse, die es auch nicht mehr gibt. Heute sind wir die große, wichtige Partei mit einer gros­sen, wichti­gen Sozialarbeiterklasse.“
Und die Linken sagen – und dafür kann man sie nachts aus ihrem Koma-Bett holen: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“
Mir allerdings scheint dieser Gernegroß aus den berühmten klei­nen Verhältnissen einfach nur ein wenig überbewertet zu sein. Ich würde eher sagen:
„Holt dem mal ne Flasche Bier!“
20.5.22
Was ist denn sonst noch so los?
Heute ist „Internationaler Weltbienentag“.
Na, bei dem Wetter werden wohl nicht so viele kommen.
19.5.22
War es früher wirklich besser,
als es noch Maikäfer gab?“
(Gerd Köster)
Drei irre Innovationen allein in dieser Woche:
Finnland und Schweden wollen in die Nato. (!)
Erdogan (der schon wieder!) legt dagegen sein Veto ein. (?)
Und Afrika schickt uns aus seiner umtriebigen Welt des Virus ne haarige neue Variante: die Affenpocken. (Affenpocken - Wat'n Wort!?!)
Um noch mal auf den Maikäfer zurückzukommen: War aber doch eigentlich immer recht amüsant, wenn die sich bei Dämmerung in unsern langen Haaren was verkrabbelt hatten! Oder?
Zwei kleine Hoffnungen bleiben uns jedoch: Putin macht‘s nich mehr lang und was Erdogan angeht, müssen wir halt ‘n bisschen warten, bis Bayer Pillen gegen Dämlichkeit auf den Markt bringt. (Kann dauern.)
18.5.22
Kampf dem VIP- und Katastrophentourismus!
Ausgerechnet, also wirklich, ausgerechnet Friedrich Merz meinte sich über unseren Kanzler mokieren zu müssen, weil der es abge­lehnt hatte, publikumswirksam wie er selber in Kiew seine innige Liebe zum ukrainischen Volk via praesentia zu zeigen, all den U­krainern und Ukrainerinnen, den Opfern und Kämpfern, den muti­gen Solda­ten und patriotischen Müttern, Kindern, Invaliden und Fremdenlegionären aus aller Herren Länder und was es da alles gibt, usw.usw. Und der Merz war ja nicht der einzige.
Da sah der Olaf seine Chance, endlich seinem egomanen Polit­kol­legen nachhaltig einen zu verkoffern und verkündete folgende Botschaft:
„Ich werde mich nicht einreihen in eine Gruppe von Leuten, die für ein kurzes Rein-und-Raus mit einem Fototermin was machen, son­dern wenn, dann geht es immer um ganz konkrete Dinge und die müssen so weit sein, die müssen vorbereitet sein.“
Mit anderen Worten: Nix Fotos mit Olaf drauf knipsen, Olaf keine Zeit für Kinkerlitzchen überflüssige, billige, Olaf immer besser zu­hause bleiben, Olaf arbeiten müssen.
Um den Kanzler in dieser seiner soliden humanistischen Grund­überzeugung ein für alle mal kräftig unter die Arme zu greifen, veröffentlichte die Berliner „taz“ heute auf ihrer Titelseite bei­spielhaft 6 interessante, allseits bekannte Olaf-Fotos: Olaf mit Präsident D.Trump und Gemahlin, Olaf mit Prinz Harry und Herzogin Meghan, Olaf auf Besuch in der „taz“-Redaktion, Olaf mit den Sternsingern und Olaf mit Udo. Mit Udo Lindenberg. 6 "konkrete" Fotos quasi zum Thema „Solidarisch leben in der Katastrophe“.
Ich werde mich nicht einreihen ... ja ja ja!
Wie dämlich darf man als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland eigentlich sein?