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1.11.17
Gnade!
Es ist vollbracht! Endlich ist er vorbei, der Jubelhöhepunkt in diesem Jubeljahr: 500 Jahre Martin Luther, ein Jubeläum für einen paranor­malen Erzesoteriker, heillosen Schuldfetischisten und paranoiden Antisemiten!
Als ob 500 Jahre nicht exactement 500 gute Gründe wären, diesen mani­schen Meisenmann endgültig den treusorgenden Händen des Weltfriedhofsgärtners zu übergeben!
Mein Gott!
Amen.
2.11.17
Heimatkunde -
heute: Kölle
Und als ob 1 Reformation der Menschheit nicht schon gereicht hätte, will nun der von einer sagenumwobenen Ego-Überschätzung und pathologischen Weltmission gebeutelte Pfarr-Fürst Hans Mörtter aus der Kölner Südstadt noch 'ne 2. Reformation vom Zaune brechen. Dafür hat er 95 (!) Martin-Luther-Playmobilfiguren einschmelzen lassen, dann die 95 ehemaligen Martin Luthers in 95 Buchstaben verwandelt und aus denen zur Erleuchtung seiner Gläubigen die Hauptmaxime der sog. „Reformation II“ zusammengescrabbelt, die da nun wohl bis zum Jüngsten Tage lautet:
„Für uneinschränkbare Nächstenliebe mit respektvollster Menschen­liebe und grenzenlosestem Grundvertrauen“
Mal abgesehen davon, dass irgendwas, wenn es „voll“ ist, nicht noch voller werden kann, das Wort „grenzenlos“ in sich schon der Super­lativ ist und selbst auf meinem armen PC die evangelische Urknall-Schöpfung „uneinschränkbar“ rot unterstrichen war, sollte man die­sen Mann nur mit ganz großer Vorsicht genießen.
(Ich geh jedenfalls davon aus, dass der se nicht mehr alle hat.)
3.11.17
„Hauptsache Wind“
Würde Danny Dziuk singen.
Lockerlustig und gänzlich schamlos offensichtlich masturbierend und bis inne Haar­spitze abgefüllt mit WichtigWichtig, Ehrgeiz, Macht und „Mühe, gutem Willen, Empathie und Sympathie, Sorge, Sorgfalt, An­strengung“ (Hammer noch wat?), ja klar, Heimatismus, Pflichtgefühl und Verant­wortung für Führung, Volk und Vaterland schnöseln die Jamaika-Gruftis jeden Tag nach den Theaterproben massenmedial verwurs­tet auf dem Reichs­tagsbalkon rum und spielen Urbi et Orbi!
Menschenskind, was für'n Elend!
Andererseits:
So Neuwahlen hätten allerdings auch reichlich wenig Sinn. Da stünden dann da auf dem Balkon ja wieder dieselben Figuren. Menschenskind, was für'n Elend aber auch!
4.11.17
„Trouble no more“
von Bob Dylan
„The Bootleg-Series, Vol.13 / 1979-1981“
Aufnahmen aus der Zeit seiner seltsamen metaphysischen Erschei­nungen. Man muss die Doppel-CD nicht anbeten.
Aber KAUFEN!
Und diesen Ewigen Herrn im Sonstwo kann man zur Not auch gegen irgend'nen andern Fetisch austauschen. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Ein Hör-Anspieltipp:
Die 'Tagesschau' anschalten, den Ton ausschalten und dabei die CD volles Rohr dazuschalten! Der Welten Rest kann einem dann kreuz­weise bzw. gestohlen bleiben.
Okay, man kann natürlich auch in die SPD eintreten und ...
(Nee, komm, war'n Scherz.)
Auch nicht übel:
Das aktuelle „RollingStone“-Heft mit einer beigefügten Dylan-„Best of Bootleg-Series“-CD, ausgewählt von Maik Brüggenmeyer.
5.11.17
Fragen eines Lesenden
Siggi Gabriel, Außenminister und ehemaliger Popbeauftragter der deutschen Sozialdemokratie, ist ein wenig fix und fertig mit der Welt, bangt um die Zukunft und düstert in der 'BILD am Sonntag':
„Unsere liberale Weltordnung ist in Gefahr.“

Un' nu' ma' nur kurz hinterhergefragt:
Ähm … wer is' in Gefahr?
Ich hab's ja nicht so mit Ordnung.

Aber was heißt denn hier „Weltordnung“?
Was „liberal“? Und wen meint der kleine, dicke,
ehemalige Popbeauftragte der deutschen Sozialdemokratie
mit „unser“?

Und wer baute das siebentorige Theben? 
Wer kocht den Siegesschmaus?
Und wer bezahlt die Spesen?

So viel Stuss.
Und so viele Fragen.
6.11.17
Mord ohne Hass
'Die Welt' meldet online:
„Trotz der rückläufigen Tendenz gibt es in Deutschland im Schnitt fast immer noch jeden Tag einen Anschlag auf ein Asylbewerber­heim. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 211 Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte verübt (BKA).“
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In der Online-Rubrik 'Kommentare' meldet sich im Anschluss sogleich der besorgte Bürger mit seinen berühmten Sorgen und Nöten:
*Eugen S.*
„Wieviele von den abgebrannten Gebäuden waren denn besetzt, also tatsächlich als Heim in Betrieb?“
Anneliese G.*
„Nicht das ich das gut heißen möchte. Aber in welchem Verhältnis stehen diverse Übergriffe, Vorkommnisse und Taten durch Teile einiger Zugereister? Nicht erst aber im besonderen seit 2015? Man kann im Grunde täglich davon lesen. Vor allem dann, wenn man die sogenannten "regional" begrenzten Vorfälle, welche es nicht in die breite Öffentlichkeit geschafft haben, dazu rechnet.“
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Und so göbelt das Pack seine Sorgen und Nöte ungebremst ins Netz und so bekommt das Wort von der "Lügenpresse" dann doch einen gewissen Sinn.
7.11.17
Prima Klima
In Bonn hat die Weltklimakonferenz begonnen – mit 25000 Teil­nehmern die größte internationale Konferenz, die jemals in Deutsch­land stattgefunden hat. Die Präsidentschaft haben die Fidschi-Inseln, Gastgeber ist Deutschland, und das Ganze soll zwei Wochen lang gehen.
Am Ende werden natürlich wohl einige Fragen offen bleiben – zum Beispiel auch die wichtigste:
Wer wollte hier eigentlich wen verarschen?
8.11.17
Prima Klima, 2. Teil
Tag 2 der Weltklimakonferenz – mit 25000 Teilnehmern die größte internationale Konferenz, die jemals in Deutschland stattgefunden hat … usw.
Und KEIN Wort darüber heute im (nur so als Beispiel) 'Kölner Stadtanzeiger'. Ich habe die Vermutung oder anders ausgedrückt: Gehe ich Recht in der Annahme, dass meine gestrige Frage „Wer will hier eigentlich wen verarschen?“ jetzt schon eine gewisse Berechtigung und Relevanz erhält?
9.11.17
Prima Klima, 3. Teil
Und es ward Nacht und es ward wieder Tag, und zwar Tag 3 der zweiwöchigen Weltklimakon­ferenz zu Bonn, der mit 25000 Teil­nehmer/Innen (Äh, wie schreibt man/frau denn jetzt eigentlich das 3. Geschlecht? Na egal.) größten Konferenz, die jemals in Deutschland … Was wollt' ich überhaupt? Ach ja:
Auch heute nicht EIN EINZIGER Artikel im z.B. Kölner Stadtanzeiger! So wird wohl gegen Ende eine Frage bleiben:
„Wer will hier eigentlich wen verarschen?“
10.11.17
Prima Klima, 4. Teil
Das war ja vorauszusehen. Ich hätte dafür sogar meine Schwieger­mutter verwettet:
„Thomas Middelhoff kommt auf Bewährung frei", schreibt die 'Süddeutsche'.
„Der wegen Untreue zu drei Jahren Haft verurteilte frühere Top-Manager von Arcandor Thomas Middelhoff kommt Ende November nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Strafe auf freien Fuß.“
Ein 100prozentiges Arschloch bleibt er trotzdem.
Übrigens:
Die Suche nach einem Artikel über die größte Bonner Weltklima­konferenz aller Zeiten mit 25000 Teilnehmern in Zeitungen wie beispielsweise dem 'Kölner Stadtanzeiger' ist auch am heutigen Tage sinnlos. Bleibt also die alte Frage? Genau: Wer will hier eigentlich wen verarschen?

P.s.:
Pardon! Neien! Ich muss mich entschuldigen! Ich lag in der Nacht, als ich obige Zeilen, nur onlinig informiert, voreilig niedertippte, doch etwas schief. Die komplette Seite 3 widmet sich die 'Kölner Kirchen­zeitung', ähm, der 'Kölner Stadtanzeiger' heute tatsächlich der „Kli­makonferenz am Rhein“. Überschrift:
„Die Polkappen schmelzen, aber Bonn bleibt cool“ -
„Alle Hotels sind belegt, ein Termin jagt den nächsten, doch in der Stadt merkt man wenig“
Und so wird sich auch wohl selbst derjenige, der sich die Seite 3 in Gänze zu Gemüte führen wird, zum guten Ende eher für die unten abgedruckte Reklame erwärmen:
„Schlafkultur Betten Tjong-Ayong & Nacke
35 Jahre Schlafkultur
Betten aus Eisen, Holz, Leder oder Loom
Wir feiern Jubiläum und schenken Ihnen 100 Euro“
Gute Nacht