Das Tagebuch

7.4.25
Wo bleibt denn eigentlich das Positive?
Es ist doch nun nicht wirklich alles schlecht in dieser Welt! Natürlich, klar, sie ist in einem desolaten, bedauernswerten Zustand. Aus den Fugen, sagt so mancher Zeitgenosse. Und seine Zeitgenossin nickt mit dem Kopf dazu. Aber – und jetzt das große ABER – überall, wo das Schlechte herrscht, brennt doch auch die kleine Flamme der Hoffnung auf bessere Zeiten. Oder wie es im Lied heißt: „Und immer, immer wieder geht die Sonne auf …!“
Doch in den Nachrichten, in den Tagesschauen immer nur immerzu Unheil, Krieg und Katastrophen. Es wäre doch sehr gut tuend, wenigstens am Ende einer Sendung mal etwas Positives mitzuteilen, dass zum Schluss mal über eine gute Entwicklung berichtet wird oder?
Ich muss sagen: Diese Kritik hat mich tatsächlich im Nu überzeugt. Deshalb, meine Damen und Herren, heute eine Premiere. Zum ersten Mal das neue Format „Die gute Nachricht“:
Here we go:
Seit der letzten Bundestagswahl, seit fast 6 Wochen haben wir nichts mehr von der Äfffedddpeeeh gehört! Ist das nicht wunderbar?!
6.4.25
75 Jahre 1. Glotze Deutschlands
Tut mir leid, aber um manche Dinge kommt man nicht drum rum. Zum Beispiel Geburtstage. Vor allem Geburtstage, die einem ganz einfach scheißegal sind. Es gibt natürlich dämliche Ausnahmen. Man wandelt ja schließlich nicht allein durch diese Welt. Zum Beispiel der 75. der ARD. Aber was sich die „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ da gestern geleistet hat, war nicht von dieser Welt. Dreieinhalb tödliche Stunden, die doch zum Verrecken nicht verge­hen wollten mit dem „Wort zum Sonntag“ am Ende als Hochamt und Kreuzigung zugleich.
Mein Gott, was war das für eine schmierige, aufgeblasene, nichts­nutzige und komplett witzlose, durch nix zu rechtfertigende Selbst­beweihräuche­rungsorgie! Jaja. Andere mögen das anders sehen. Mag sein.
Aufgereiht in angeblich kurzweiligen, überschaubaren Kleingruppen, die peinlichsten, üblichen Verdächtigen aus der deut­schen Unterhal­tungsfraktion, reingefläzt ins obligatorische, nicht mehr wegzuden­kende Großfamiliensofa wie seinerzeit bei uuaarrh! „Wetten, dass?“, diverse Kleingruppen in Palaverrunden zu den „wichtigsten“ Themen hintereinandergeklöppelt: die erfolgreichsten Witzbolde aus dem Witzbold-Sektor, die emotionloses... äh emotionalsten Szenen bei der Tagesschau, die lustigsten Pannen, hahaha, bei watweißich, die be­liebtesten „Tatort“-Kommissare usw.usw. - dreieinhalb Stunden ungefiltert live direkt aus der Vorhölle der gnadenlosen TV-Unter­haltung und mode­riert diesmal nicht vom Kindergartengärtner Pilawa bzw. Pilaber (Nomen est omen), der sonst, normalerweise immer den letzten Dreck wegmoderiert, sondern von einem anderen, der dem Pilawa in nichts nachsteht, ein staatl. geprüfter Schmierlappen wie aus dem Schmierlappendrehbuch, eine der überflüssigsten Figuren der bisherigen Weltgesch­ichte, einer, der gerade deswegen für die­sen einmaligen Abend der grandiösen Überraschungen ausge­wählt wurde.
Falls Sie, meine Damen und Herren, diesen Typus nicht kennen, dürfen Sie sich glücklich schätzen und können sich diese irre Aus­zeichnung ruhig ans dunkle Revers tackern. Dreieinhalb Stunden den Mann unverletzt und ohne nachhaltige Kollateralschäden ertragen zu haben, ist schon ne stramme Leistung. Der Name des Moderierers übrigens - und das ist kein Künstlername: Kai Pflaume. (Und auch hier gilt:
Nomen est omen.)
2.4.25
In einem Meer aus dicken Krokodilstränen
Vor ’ner knappen Woche noch hatte ich hier für jeden sicht- und nachvollziehbar meinen Unglauben lautstark vom Balkon posaunt, einen wie auch immer gearteten Unterschied zwischen der sog. Migrationspolitik der CDU und der der SPD erkennen zu können - wonach denn auch diese zähen „Koalitionsverhandlungen“ einzig dem unstillbaren Massenbedürfnis nach billigem Demokratietrallala- und Legitimationstheater geschuldet sei und und man in beiden Parteien von einem extrem ausgeprägtem Desinteresse an den Verhältnissen in den Herkunftsländern ausgehen muss. Gut, viele würden es vielleicht ein wenig salopper formulieren und konstatieren: „Was interessiert mich die Ukraine, Syrien und Belutschistan, wenn ich Orgasmusschwierigkeiten habe!“ *)
So weit alles bekannt und alter Hut. Nu’ kommt jedoch ein Steven Geyer seines Zeichens „Stellvertretender Leiter des Hauptstadtbüros vom Kölner Stadtanzeiger, Frankfurter Rundschau, diversen online-Blätter“ und weiß der Geyer sonst was ins Spiel und macht sich so seine Gedan­ken über die Segnungen bisheriger Migrationspolitik:
„Kann man von einem politischen Erfolg sprechen, wenn ein Drittel weniger notleidende Menschen in eines der reichsten Länder der Welt kommen. Und falls ja, wessen Erfolg ist das dann? Dürfen sich Grenzenschützer feiern, weil die Mauern hoch genug sind, oder Küstenwächter, weil sie die Flüchtlingsboote weit genug abdrängen? Oder ist es der Erfolg vom Nachbarland eines Nachbarlandes, das seine Zäune dicht genug macht und gut genug bewacht?“
Jaah, da gerät man schon mal ins Schwitzen. Und so fragt er sich ganz spontan:
„Auf wen also trinken wir unseren Sekt, wenn hier ein Drittel weniger Menschen Asyl beantragt als vor 2 Jahren?“
Dass der leitende Stellvertreter des Hauptstadtbüros vom Kölner Stadtanzeiger, der Fankfurter Rundschau usw auch im weiteren langen Kolumnenverlauf nur Fragen stellt und keine Antworten parat hat, liegt jetzt nicht daran, dass er nur der Stellvertretende Leiter des Hauptstadtbüros ist. Ich glaube, der würde auch als Leitender Leiter des Hauptstadtbüros der Öffent­lichkeit nichts anderes erzählen. Wie alle andern auch. Und ob die Fragen objektiv eher aus der Abteilung Allgemeine militante Scheinhei­ligkeit stammen oder ob böser, partei­politischer Wille der Antrieb war, Übermüdung, üble Nachrede oder schlicht Restalkohol, kann man ebenso ausschließen wie eine Über­dosis Cannabis bei seinem ersten Versuch seit der Legalisierung.
Also alles in allem nur ein rappelvoller Ramsch- und Trödelladen für alte Hüte, antiquiertes Allerlei, Driss mit abgelaufenem Verfallsdatum und Zeitungen von Morgen. 1000 mal gehört und nix passiert.
Nur ein kluger Gedanke von ihm, das muss man zugeben, und eine faktensichere Erkenntnis hatte etwas neues an und für sich. Aus der unwidersprochenen Selbstlobhudelei über die „Erfolge in der Migra­tionspolitik der SPD“ schließt der Herr und leitende Stellvertreter, dass man auch in puncto Migration die SPD nicht mehr von der CDU unterscheiden kann:
Noch irgendwelche Fragen?
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*)
Das Original liegt bei Rainer Langhans bzw. Dieter Kunzelmann, 1967 spiritus rector der Berliner "Kommune eins" (KI) und langjähri­ger knalldummer Antisemit. (siehe auch "Die Bombe im jüdischen Gemeindehaus" von Wolfgang Kraushaar)
1.4.25
Was eine Zeitungsente ist …
… das ist ja allgemein bekannt. Aber was ist ein Zeitungserpel?
Ein Zeitungserpel ist der Herausgeber einer Zeitung.
31.3.25
Vive la France
‚web.de‘ schreibt:
„Die Verurteilung der beliebten rechtsnationalen französischen Politikerin Marine LePen wegen Veruntreuung von EU-Geldern zu zwei Jahren Haft per Fußfessel und ihr voraussichtlicher Ausschluss von der Präsidentschaftswahl trifft Frankreich wie ein Donnerschlag.“
Gruß- und Solidaritäts-Adressen für Marine LePeng aus Österreich, Ungarn, Polen, Italien und der Schweiz, Holland und den USA folgten stante pede. Ha! So schnell war man sich in Europa ja noch nie einig! Und das am Vorabend des 1. April.
30.3.25
Jetzt ist aber Ramadan!
WDR.de berichtet:
„Ramadan: NRW bereitet sich auf das Fest des Fastenbrechens vor“
Wie bitte was tut NRW? Das wüsst ich aber! Ich hab mit diesem Ramadan nix am Hut. Und zwar genauso wenig wie mit irgendwel­chen christlichen oder christdemokratischen Ersatzhandlungen.
Andererseits – Wenn ihr da in Düsseldorf aus dieser Fasten-Nummer nen regulären Feiertag machtfür alle und jeden – also arbeitsfrei und so, ihr wißt schon – hab ich mal wieder nix dagegen.
29.3.25
Typen gibt’s …
Kennen se noch Arnim Laschet? Näh? Arnim Laschet – ehemaliger, gescheiterter Kanzlerkandidat vonne CDU? Egal. Der ist jedenfalls mal wieder durch seltsames Verhalten unangenehm aufgefallen. Diesmal nicht durch ungebührliches Lachen und Witze erzählen am falschen Ort, zur falschen Zeit und sowieso falsch in jedem Fall, sondern ganz normal beim Autofahren, durch gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.
Was war passiert?
Nun, er, so Laschet gegenüber der Polente, durch anonyme Mord­drohungen einigermaßen vorsensibilisiert, hätte das Gefühl gehabt, von irgendwem verfolgt zu werden. Da hätt er in der Innen­stadt von Aachen kurzerhand aufs Gas gedrückt und wär, so der Schutzmann, der ihn angehalten hat, mit 100 Sachen durch die 50/km/h Zonen gebrettert – mit dem Erfolg: 428,50 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und 1 Monat Lappen weg.
Das war … Armin Laschet.
(Mit dem kann doch auch irgendwas nicht stimmen.)
28.3.25
Deutschland vor 30 Jahren – Folge 1
Dies ist eine neue Rubrik für die Büchertipp-Reihe, in der an Bücher erinnert werden soll, die man vor 30 Jahren mit großem Gewinn ge­lesen hat und die es nicht verdient haben, im Regal zu vergam­meln; Bücher – selten genug – die nach 30 Jahren noch frischer und weg­weisender wirken als damals und die man sich gerne auch n 2. Mal antut. Here we go:
„Das Land, das Ausland heißt -
Essays, Reden, Interviews zu Politik und Kunst“
von
Klaus Theweleit
dtv, 1995
27.3.25
… widde widde witt bum bum
Worauf haben wir denn heute Appetit?
Interesse habe ich heute an Grönland. Wat kost dat? Ach egal. Das machen wa über die Portokasse.
Wie Portokasse? Portokasse gibt’s nich mehr!
Ach, echt?
Läuft jetzt alles just in time. Is alles gratis, seit uns auch die Straßen alle gehören. Seit Panama.
Na, hört-hört, das läuft ja wie geschmiert. Dann nehm ich für morgen noch den Nordpol mit. Wo doch der Schnee da immer seltener wer­den soll. Und tunse noch was dänischen Stinkkäse und Kanada dazu. Ach und noch die Ukraine und den Gazastreifen.
Bidde schön. Und schönen Tag noch. Bis nächste Woche.
Widde widde witt bum bum.