Nein, natürlich nicht! Die Presse lügt nicht. Sie hat’s nur nicht so doll mit der Wahrheit. Überschrift im ‚Kölner Stadtanzeiger‘:
„AfD verliert in Umfragen“
und Zwischenüberschrift:
„Partei bleibt aber trotz jüngster Demos weiter klar zweitstärkste Kraft“
Bevor ich gleich die Frage beantworte, was der Stadtanzeiger uns damit sagen will, eine wichtige Sache vorweg:
Man tut den Printmedien bestimmt nicht groß Unrecht, wenn man behauptet, dass kaum jemand seine Zeitung jeden Tag von A bis Z durchackert und dass selbst viele Artikel, die ihn eventuell interessieren täten, so durchs Raster plumpsen. Und dass das Gros der Leser nur noch über die Überschriften fliegt und der Rest, kaum aus dem Briefkasten geholt, im Altpapier verschwindet, mag nicht im Sinne der Redaktion sein, kann man aber bei ihr, der Redaktion, als bekannt voraussetzen. Überschriften sind wichtig. Gibt’s sogar immer nen extra Überschrift(en)steller für. Und deshalb beziehe ich mich im Folgenden auch nur auf die beiden Teile „AfD verliert in Umfragen“ und „Partei bleibt aber trotz jüngster Demos weiter klar zweitstärkste Kraft“
Also, was will uns der Stadtanzeiger damit sagen?
Zunächst mal, vor 1 Woche lag die AfD bundesweit bei ihrem bisherigen Hauptgewinn von 23 Prozent. Im Laufe der Woche verlor sie 1,5 Punkte, was immer noch 2. Platz ist, während die Ampelnasen orientierungslos irgendwo im Keller rumsumpften. Der Verlust von 1,5 Punkten liegt in der Welt der repräsentativen Umfragen im Bereich der üblichen Schwankungen – selbst dann, wenn gar nix passiert ist; dafür braucht’s auch keine 300.000 Demonstranten am Vortage. Dieser tierische Absturz von 23 auf 21,5 Prozent, diese eklatanten, unerheblichen 1,5 Prozent, das alles aber ist für den Stadtanzeiger ein erstes ernstes Anzeichen für das erhoffte Abtauchen in die Überflüssigkeit und Grund genug, den Tauchvorgang mittels Überschrift ein kleines bisschen noch mit zu forcieren. Mit der eher widersprechenden Zwischenüberschrift „Partei bleibt aber trotz jüngster Demos weiter klar zweitstärkste Kraft“ konzediert das Blatt zwar, dass sich nix geändert hat, kann sich aber nicht verkneifen, wie ein Wunderdoktor den Anti-AfD-Demos vom Wochenende demokratische Heilwirkungskräfte unterzujubeln. Denn nach allen Regeln der Logik hätte die AfD nicht trotz sondern wegen der vielen Gegendemonstranten noch stärker werden müssen, weil vor allem der AfD-Mensch nach dem Grundsatz tickt und gestrickt ist: „Jetzt erst recht.“ Wie seinerzeit die NPD.
Der Stadtanzeiger, für den vor paar Jahren die Wähler und Parteimitglieder meistenteils noch die berühmten „Protestwähler“ und die „besorgten Bürger mit ihren Sorgen, Ängsten und Nöten“ waren, hat sich zu einem parteiischen Kampfblatt gemausert, in dem er zum Beispiel den polit.-korrekten Begriff „Demonstration“ einfach durch den Szeneausdruck „Demo“ ersetzt hat.
Wir dürfen gespannt sein, was für peinliche Anwanzereien dem Stadtanzeiger sonst noch einfallen werden. Dass die idiotische Laberei über ein Parteiverbot, nachdem sie schon als kostenlose Werbemaschine für die AfD hervorragend funktioniert hat, im Sande verlaufen wird, pfeifen doch die Galgenvögel selber vom Dach.
Das größte Geschenk aber, das der Stadtanzeiger den Arschlöchern für Deutschland machen kann, ist weiter in diesem Sinne an Unseriösität zu gewinnen und damit dem Propagandawort „Lügenpresse“ immer mehr … ach, man mag es gar nicht aussprechen.