Das Tagebuch

29.6.21
Platten, die uns den Untergang versüßen
Radio Broadcast Collection präsentiert
Neil Young mit Bob Dylan und Pearl Jam
live 1987, 1988 und 1995
3-CD-Set
Nur für Gourmets und Gourmösen!
Wellness-Mucke geht anders!
Am besten mit Kopfhörer!
Und alle Regler nach rechts!
Hey, hey, my, my
Rock'n'Roll can never die!
28.6.21
Over the rainbow
„Irgendwo
hinterm Regenbogen
Gibt es ein Land,
von dem ich gehört hab,
Irgendwann mal
in einem Wiegenlied.“

(Israel 'IZ' Kamakawiwo'ole,
deutsch von Rio Reiser)
27.6.21
Hallo?!
Der ‚Spiegel‘ ist - egal, wie herum man ihn hält – nun einmal das wichtigste Nachrichtenmagazin in diesem komischen Land. Und die Titelgeschichte diese Woche lautet „Sind wir noch allein? Die Ufo-Akten des Pentagon und die Suche nach Leben im All“, illustriert mit einem hui-hui verwackelten Foto von einem ‚Alien‘ oder wat­weißich. Und so fängt se an, die 10-seitige Nachrichtengeschichte:
„Immer mehr Forscher halten die Existenz von Leben auf fernen Planeten für möglich. Sie versuchen, unerklärliche Himmelsphäno­mene zu ergründen und mögliche Signale aus dem All einzufangen, auf der Suche nach einer Antwort auf die größte Frage der Mensch­heit: Is da jemand?“
Das war‘s. Und mehr stand in den folgenden 10 Seiten dann auch nicht drin. In dem wichtigsten Nachrichtenmagazin Deutschlands.
26.6.21
Neues vom Schweinesystem
Sie nennen es auch „Aldi-Talk“
„Wir planen, ab 2030 nur noch frische Produkte höherer Haltungs­formen zu verkaufen. So schwer es auch wird, wir glauben daran, das Richtige zu tun: für Tierwohl, nachhaltiges Wirtschaften, für unsere Kunden und aus Überzeugung.“ (Auszug aus der topaktuellen Nebelkerzen-, Fake- & Propaganda-Abteilung von Aldi Süd und Aldi Nord)
Nun, meine Damen und Herren, wir haben bei einigen betroffenen Tieren mal undercover nachgefragt. Die Schweine zum Beispiel zeigten sich unisono überrascht bis ungläubig:
Wie, Unternehmer, die sich das Leben selber schwer machen wol­len, indem sie das „Richtige“ tun und das dann auch noch glauben - wo gibt‘s denn so was? Und: Das Richtige für wen oder was? Für uns, für die Kunden, fürs Geld, fürs Renommé und ihre Überzeugung? Ach, übrigens: Wir kennen das schon, wir wissen, wie diese sog. „höheren Haltungsformen“ aussehen! Das sind die „Haltungsformen 3 und 4“. Und es gibt nur 4.
Dann fragten wir noch nach ihren Kollegen, den gerupften Hühnern. Aber die Schweine winkten gleich ab und sagten:
„Ach, das bringt doch nichts. Da kann man nix mehr machen. Die lachen da nur noch.“
25.6.21
Kleine Karikaturtextkritik
In der Taz-Karikatur spricht Merkel ihre letzten Regierungsworte:
„Nicht traurig sein. Bei der ersten Regierungserklärung von Armin Laschet werdet ihr merken, dass ich gar nicht weg bin.“
Ja, ja, sehr witzig. Aber hätte es nicht wennschon dennschon heißen müssen:
„...Regierungserklärung von Armin Laschet oder Olaf Scholz oder Annalena Baerbock werdet ihr merken, dass ...?“
24.6.21
Büchertipps für die 2. Hälfte
„Rückkehr in die fremde Heimat -
Die vertriebenen Dichter und Denker und die ernüchternde Nachkriegs-Wirklichkeit“
von
Herbert Lackner
und
„Future Sounds -
Wie ein paar Krautrocker die Popwelt revolutionierten“
von
Christoph Dallach
23.6.21
Delta! Nu hammer aba den Salat!
Dpa meldet:
„Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit breitet sich die neue Mutante Delta auch in Deutschland aus. Die Wissenschaftler sind sich noch uneinig, wie eine Katastrophe am effektivsten zu verhindern ist. Große Hoffnung haben sie nicht. (…) Am Ende aller Zeiten, so die Fachleute, werden aber wohl auch nur n paar Viren, Bazillen und Bakterien übrig bleiben - und fußballfeldgroße Kakerlaken. Und Rainer Maria Woelki.“
(Ja, ja, ja, ja. Is ja gut. Man wird ja wohl noch nen kleinen Scherz machen dürfen.)
22.6.21
Gedanken zum Programm von CDU/CSU zur Bundestagswahl
und noch mal kurz zurück zum 18. Juni
Zu den allgemeinen übern Daumen ca. 82 Millionen gibt‘s natürlich neben Urlaub etc. auch diverse rein persönliche Gründe, hin und wieder zumindest temporär begrenzt dies Land zu verlassen. Keine Panik, ich werde Sie nicht mit meinen privaten Sorgen und Nöten behelligen. Doch einen triftigen Grund kann ich Ihnen ohne Weite­res – so habe ich nach längerer intensiverer Gewissenserforschung beschlossen – an dieser Stelle ruhig zumuten, und Sie müssten da­nach nicht mehr sinn- und ergebnislos grübeln, grübeln, grübeln. Die Sache ist im Prinzip auch relativ einfach:
Dadurch, dass ich im Schnitt zweieinhalb Tage in der Woche vom lückenlosen, permanenten Nachrichtenfluß aus Deutschland abge­schnitten bin und somit nicht in die Verlegenheit komme, mich dem Anblick von Figuren wie Laschet, Merz und Söder doch wieder aus­zusetzen, bin ich davor gefeit, sieben Tage ohn' Unterlaß über der Kloschüssel zu hängen und mich zu übergeben. Wenn Sie immer schon mal wissen wollten, was ein politischer Kotzkrampf ist, dann wissen se ja jetzt Be­scheid.
P.s.:
Oh, pardon! Bei der letzten Durchsicht des Textes fiel mir auf, dass doch tatsächlich eine wichtige führende Politkanaille untern Tisch gefallen ist. Was durchaus entschuldbar, weil nicht Mitglied bei CDU/CSU. Asche auf mein Haupt! Kommt nicht wieder vor, Herr Lindner!
21.6.21
Nur die Harten, eben,
kommen in den Garten Eden
Auf die finale Vertrauensfrage des Diozösanpastoralrats, des obersten, zentralen Beratungsgremiums des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki, ob er jetzt ein Einsehen hätte und endlich abtreten wolle, wo doch alle Welt dafür sei und niemand mehr hinter ihm stünde, gab der Meister vom Opus Dei in der nur ihm eigenen offenherzigen Weise und zumeist für eine kleine Über­raschung gut zur Antwort, es täte ihm ja auch leid, aber er könne gar nicht abtreten, das läge nicht in seiner Macht, denn er sei ja gar nicht gewählt worden. Sondern – und das sei nun mal quasi der casus knacktus – sondern sei berufen. BE-RU-FEN! Und so könne eben nur der Papst ihn von seinem Posten ab­BERUFEN.
Da riefen alle wie aus einem Munde lautlos in sich hinein:
„Das ist doch … das ist doch … ist doch Papsterpressung!“, sprachen weiterhin kein Wort und blieben stumm.
Dabei, liebe Brüder und Schwestern, erscheint die causa ja noch ein paar Nümmerchen diffiziler, komplizierter und komplexer. Denn eigent­lich oder ge­nauer gesagt, in Wirklichkeit kann ihn laut röm.-kath. Kirchenrecht nur der liebe Gott abberufen. Wenn der aller­dings nach so langer Zeit immer noch nix hat von sich hören lassen bzw. augenscheinlich keine Zeit hat oder keinen Bock, sich mit salomoni­schen Tricksereien oder diabolischen Winkelzügen in das Primitivgeeier seines deutschen Boden­per­sonals einzuklinken, dann muss halt sein barmherziger Stellver­tre­ter die Kutsche aus dem heiligen Dreck ziehen.
So oder so.
P.s.:
Egal, und übrigens, damit hier keine falsche Hoffnung aufkommt: Erzbischof heißt nur auf französisch „archevêque“, also „Arsch weg“.