Das Tagebuch

17.7.25
Zum ewigen Kreuz mit der Kirche
Im Zusammenhang mit dem neu entfachten Kleinkrieg ums geheiligte Kreuz in Schulen und sonstigen Anstalten, also ganz in der guten, alten bayerischen Tradition, den lieben Gott immer auf ihrer Seite zu wissen und damit allen Andersdenkenden das Leben im Diesseits schon zur Hölle machen zu müssen, mischte sich nun auch der berühmte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl ein und beklagte bitterlich in seiner viel beachteten Sonntagspredigt die aktuellen Bestrebungen, das Kreuz aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Er wolle, so der berühmte Erzbischof weiter, sich nicht vorstellen, „in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet“. Dann hätten die Schwä­cheren keine Stimme mehr, weder die Ungeborenen noch die pfle­gebedürftigen Alten, die psychisch Kranken, die sozial Schwachen und die Menschen, die sich aufgrund von Krieg und Verfolgung auf die Flucht begeben.“
Ich kann mir nicht helfen, aber da drängt sich doch die Frage auf:
Hat es auf diesem Planeten in den letzten 2000 Jahren auch nur 1 Sekunde lang in irgendeinem Flecken der Erde Ansätze einer Gesellschaft gegeben, die auch nur 1 Sekunde lang den werten Ansprüchen des berühmten Bamberger Kreuzritters und Erzbischofs Herwig Gössel entsprochen hätten?
Also so weit ich informiert bin, eher nicht.
16.7.25
Neues von Jens-chen-klein
Es fing an mit der sog. Masken-Affaire und den plötzlich irgendwie verschwun­denen Milliarden Euro, die die Nasenlappen gekostet haben sollen (Gut, kann mal vorkommen), und ging weiter mit seiner bemerkenswerten Kunst, die Aufgaben eines CDU-Fraktionschefs zu erledigen (Ok. ok., kann auch mal vorkommen). Jetzt muss Jens-chen-klein aber zudem noch 5000 vergessene Privat-Piepen in die Parteikasse nachzahlen. So was kann natürlich auch äh..., sollte aber nun wirklich nicht vorkommen. Is aber. Oder wie Jens-chen-klein erzählt:
„Das ist mir so durchgegangen.“
So, so.
- Jens-chen-klein ging allein
- in die weite Welt hinein
- Stock und Hut stehn ihm gut
- er hat frohen Mut.
Mensch, Mann, mach, dass de Land gewinnst! Du nervst.
15.7.25
In eigener Sache – The point of no return
Allmählich komm ich Parkinson-bedingt immer öfter in den Grenz­bereich, wo man nicht mehr zu Entschuldigungen greifen kann wie „Das ist aber hübsch formuliert“, sondern schlicht feststellen muss:
„Da hammer aba ziemlichen Schwachsinn produziert und den pas­senden Mist dazu gebaut,“ und weil ja letzteres immer häufiger vorkommt, werde ich wohl irgendwann kurzentschlossen denn dann doch den ge­sammelten Quatsch dem finalen Klick überantworten.
Das hieße dann so gesehen mindestens dreierlei:
Erstens ein we­sentlicher Abschnitt meines Lebens, der bis hierhin relativ gut sortiert im Netz aufbewahrt war, wär für immer futsch, zweitens: auch mein Spaß bei der schriftlichen Auseinandersetzung mit Politik, Kul­tur und dem herrschenden Mumpitz wär unwiderruflich aus und vorbei,
und drittens last but not least: Freund Helmut S., der sich ohne zu murren jeden Tag meinen neuen Text zwecks notwendiger Kritik anhören musste, und dem ich zudem so manche Pointe verdanke, müsste sich nach einer Ersatz­religion umgucken. Aber noch ist es nicht so weit.
Euer w
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Fortsetzung folgt
auf jeden Fall
auf jede Folge
12.7.25
Bunte-Frauen
"Julia Klöckner begeistert bei Nibelungenfestspielen -
'Die Bunte' schreibt über die Julia:
"Julia Klöckner trägt ein Kleid in einem intensiven Pink. Dieses be­sticht durch einen raffinierten Schnitt mit verschiedenen Lagen. Um die Taille ist der Look gewickelt. Dazu kombiniert sie ebenfalls farb­lich passende High Heels, deren Spitze mit einer Brosche verziert sind. Die blonden Haare trägt sie wellig und hat sie lässig am Hin­terkopf zusammengesteckt. Eine Strähne liegt über ihrer Stirn.
Auf dem ersten Bild der Instagram-Galerie posiert sie neben Schau­spielerin Dennenesch Zoude, die weiße High Heels zu einer schwarzen Hose und einem gemusterten Trenchcoat kombiniert.
Auf einem anderen Bild ist Peter Altmaier zu sehen."
Wenn Sie es bis hierhin durchgehalten haben, sind Sie ja theoretisch der ideelle 'Bunte'-Gesamtleser.
11.7.25
Wie passt das denn zum Beispiel zusammen?
Meldung Nr. 1:
„Chempark Leverkusen leitet giftiges Pestizid in den Rhein -
Jede Woche fließt mit dem Abwasser des Chemparks Leverkusen ein Kilogramm des in der Europäischen Union verbotenen Pestizids Cyproconazol in den Rhein. Das geht wohl seit Jahren so, ist aber legal.“ (WDR aktuell)
Und Meldung Nr. 2:
„Matthias Berninger (* 31. Januar 1971 in Kassel) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Er war von 2001 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und von 2003 bis 2007 Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Hessen. Seit seinem Ausscheiden aus der Politik 2007 arbeitete er als Lobbyist zunächst für den US-amerikanischen Süßwaren­konzern Mars Incorporated. Seit dem 1. Januar 2019 ist er Leiter des Bereichs ‚Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit’ der Bayer AG.“ (Wikipedia)
Wie war noch mal die Frage vom Anfang?
9.7.25
Notizen aus dem La-la-Land
Alice Weidel (Arschlöcher für Deutschland) nennt Merz einen „Lügenkanzler“ und spricht – laut ‚welt.de‘ – vom „größten Wahlbetrug der Geschichte“.
Wow! Patrioten unter sich.
8.7.25
Auch das noch!
‚Bild‘ berichtet:
„Wolfgang Grupp mit Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht.“
Die Polizei und die behandelnden Ärzte halten sich noch bedeckt. Der Meinungsmarkt dagegen ist schon eröffnet. Die meisten meinen, der sympathische Unterhemdenunternehmer Wolfgang Grupp sei in einer Werbepause wohl vom wilden Affen gebissen worden. Ich aber glaube, dass das schon vor Jahren passiert sein muss.
7.7.25
Sie können es nicht lassen
Die ‚Deutsche Welle‘ vorne weg:
„Friedrich Merz will größere Rolle Deutschlands in der Welt“
Da stellen wir uns mal ganz dumm und fragen einfach nach: Warum ... eigentlich?
6.7.25
Hey hey my my
Rock’n’Roll can never die
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Neil Young and the chrome hearts
in Mönchengladbach
Es war wie immer - alles etwas anders. 17Uhr Einlass, 18Uhr sollte es mit der Vorgruppe losgehen, tat’s aber nicht. Die kam erst gar nicht. Stattdessen 3 Stunden lang (!) von 17 bis 20Uhr immer wieder dieselbe Platte von Band, wohl 4 mal hintereinander, keine Ahnung, wer da auf der Gitarre rumschrammelte, nervtötende Kaufhausfahr­stuhlmusik eines zu Recht vergessenen Kaufhausfahrstuhlmusikers, ich weiß es nicht. Drei Stunden!! In fuckin' praller Sonne!!
Als ich schon längst nicht mehr sitzen konnte und mein Hintern be­reits rebellierte, Punkt 20Uhr, da kam ER dann endlich, der wahre Erlöser, der letzte Mohikaner, der letzte selbstkritische Hippie und Godfather of Grunge, the last incorruptible Rock’n’Roller, lässig auf die Bühne getapert, und Onkel Neil sagte so was wie „Hello, Guys, what are you doing here“, griff in die Saiten und begann mit „Ambu­lance Blues“, einem Stück von der LP „On the beach“ aus dem Jahr 1974, das die meisten wohl nicht oder nicht mehr aufm Schirm hat­ten, alles in allem ein Hammer-Konzert, das allein durch die Songs überzeugte.
Viele Leute – so schätze ich – hatten ja 'nen Sack voll Anti-Trump-Tiraden erwartet, zumal zwei der übelsten Ausgeburten menschlicher Hybris nur ein paar Steinwürfe entfernt zu einem Kurzbesuch gerade­zu einluden – das Hambacher Loch von RWE und die Unkrautver­nichter von Bayer/Monsanto-Leverkusen.
Doch statt Eulen nach Athen zu tragen, war der Band wahrscheinlich wichtiger, mal die Trösterin der Traurigen und Betrübten zu geben. Und Onkel Neil konnte mit Sicherheit davon ausgehen, seinem Publi­kum nicht mit dieser Art Agitprop die Laune vermiesen zu dürfen. Zumal Bruce Springsteen zwei Wochen vorher das Notwendige zu den USA schon erzählt hatte.
Und am Ende um 22Uhr, als die scheiß erbarmungslose Sonne end­lich untergegangen war, hieß es dann ja auch:
„My my, hey hey
Rock and roll is here to stay
It's better to burn out
than to fade away
My my, hey hey“