Das Tagebuch

11.11.25
Life is live
Ich hab ihn leider verpasst. Dafür hab ich die Leserbriefe im 'KStA' durchgeackert. Dazu nun ein paar unsortierte Gedankengänge:
Als Zuschauer respektive Zuhörer hat man natürlich das Recht, das soeben Gehörte und Gesehene bei Nichtgefallen in Grund & Boden zu meckern. Schließlich hat man Eintritt bezahlt.
Im Ticketpreis jedoch nicht inbegriffen sind ein Recht auf freund­liche Begrüßung durch den Künstler, auf Vorstellung der anderen Musi­kanten und zum Ende der Veranstaltung die freundliche Verabschie­dung des Publikums, es gibt kein Recht auf deutliche Aussprache beim Singen, auch nicht auf Kommentierung der Songs, womöglich noch übersetzt in all die Sprachen, die im Zuschauerraum gespro­chen werden, kein Recht auf die Originalversion, wie man sie von der mittlerweile durchgenu­delten Vinyl-Platte her kennt, nicht auf dieselbe In­strumentierung, Länge und Lautstärke und kein Recht auf die gleiche Reihenfolge der Lie­der, wie man sie von der Platte her gewohnt war, kein Mitspracherecht bei Ton, Licht und Schatten, Selfies und Blitzlicht. Und - ganz wichtig - kein Recht auf Zugabe(n).
Wenn man das alles trotzdem haben will, sollte man - glaub ich - bei Bob Dylan lieber zuhause bleiben. Da geht man besser zu Florian Silbereisen oder zum Rosenmontagsumzug. Da kann man keinen Fehler machen. Da ist man schließlich mitten auf der Hauptstraße.
Übrigens:
Wer Dylans Gesang als „Genuschel, Gekrächze, Gebelle und Ge­rotze“ beschreibt und sich lieber Rudolf Schock oder Roy Black ans Mikro wünscht, wer Dylans Gitarren- und Klavierspiel als „Geschrammel und Ge­klimper“ bezeichnet, wer einem 84-Jährigen, der soeben in dem ge­segneten Alter ein weiteres Glanzstück der Popgeschichte geschaf­fen hat, das Geld nicht gönnt, das er mit dieser Kunst verdient, hat mit seiner „Kritik“ nur bewiesen, dass er - und so hart muss man’s wohl formulieren – dass er nichts, rein gar nichts, nada, niente, absolument rien du tout begriffen hat.
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