Das Tagebuch

13.11.22
Nett kann nicht jeder
Heute, am Internationalen „Weltnettigkeitstag“ halte ich mich mal zurück und tippe hier nichts Garstiges. Ich werde den liebenlangen Tag nichts dergleichen tun und abends auf gar keinen Fall mir den Witzeterrortatort aus Münster antun. Ich denke, damit is dann auch gut gewesen. Mit Nettigkeit.
12.11.22
Das Wort der Woche
Das Wort der Woche hat diese Woche der Olaf. Der Olaf, liebe Leute, ist heute zum 1. Mal hier bei uns, bei den Anonymen Ampel­pfuschern. Olaf, erzähl mal. Du hast jetzt das Wort.
Und der Olaf erzählt:
"Ich bin der Olaf und seit ca. 1 Jahr Ampelpfuscher."
Dann reiht sich ein Bla bla ans nächste Bla bla bla. Bis er plötzlich auf die Klima-Aktivitäten der FfFs zu sprechen kommt und es aus ihm herausbricht:
„Für die Protestler, die in den vergangenen Wochen Tomatensuppe oder Kartoffelbrei auf Gemälde warfen, habe ich kein Verständnis. Was hat das Werfen von Tomatensuppe auf ein teures Kunstwerk mit dem Klimaprotest zu tun? Aus meiner Sicht nichts. Vielleicht könnte irgendjemand denjenigen, die das machen, mal sagen, dass sie sich etwas anderes ausdenken sollen.“
Okay, Olaf. Ich hätte da direkt was passendes für dich. Wie wär‘s denn mit einem gewaltigen, klimaneutralen, nachhaltigen Tritt in den Kanzlerarsch aus der Erfolgsserie „Der Doppelmoppel-Mega­wumms mit Anlauf“? Und wenn du auch dafür kein Verständnis auf­bringst, kann ich dir irgendjemanden vorbeischicken, der dir mit ganz einfachen Worten den Zusammenhang zwischen lächerlichem Ampelgebaren und dem Ernst der Lage auseinanderzuklabüstern vermag.
Da guckste aber, wa?!
Ach, der Olaf, der Ampelpfuscher!
11.11.22
Elfter-Elfter! Zweiundzwanzig!
Die Zeit macht nur vorm Teufel halt, helau & alaaf...
Auf der schwierigen Suche nach einem Atommüll-Endlager, also einem Standort, der die beste Sicherheit über einen Zeitraum von einer Millionen Jahre bietet, hörten die Optimisten der „Bundesge­sellschaft für Endlagerung mbH“ bis heute von den Leuten nur „Scherense sich zum Teufel! Hauense ab oder wir rufen die Polizei! Wir wollen das Ding hier nicht! Zum Verrecken nicht! Niemals!“
Insofern gibt‘s da nicht viel Neues zu erzäh­len.
Aber seit gestern ist alles anders. Gestern war ein historischer Tag. ‚tagesschau.de‘ hatte gestern ganz neue Infos und schrieb:
„Zeitplan bis 2031 nicht haltbar: Suche nach Atommüll-Endlager dauert länger“
Wie? Was soll das heißen: Dauert länger? Was dauert länger? Und länger als was? Wir haben 2022. Bis 2031 sind‘s nach Adam Riese übern Daumen ca 9 Jahre. Tun wa noch 10 bis 20 Jahre Fleißig-Standortsuchen hinten dran: Was spielen diese 29 Jahre über­haupt für ne Rolle, wenn das Teil über 1 Million Jahre … über 1 Million Jah...hahaha. Ja, bitte? … Ja, genau, und das noch! Und was ist eigentlich mit der endlosen Zeit nach der ersten Million, wenn die erst mal vorbei sind? Wie sieht's denn da aus? Was passiert denn dann "mit de Leut"? Da hört man ja gar nix von!
Oder mal ganz anders herrumphantasiert:
Dass die Jungs vielleicht irgendwann doch so nen supersicheren Bunker finden oder erfinden werden, kann ja sein (Is vielleicht auch irgend­was Religiöses dran. Wer weiß). Nur: Es hat sich bis heute noch kein ein­ziger von denjenigen, die uns das „Teufelszeug“ einge­brockt haben, mal erklärt, wie man, wenn man um die Gefahren weiß, auf die Idee kommen kann, zum Beispiel über hunderte, ja Jahrtausende und Aberjahrtausende lang gewährleisten zu können, dass immer die­selben, wirklich zuverlässigen Leute von der Wach- und Schließ­gesellschaft …
Ich will hier jetzt, bei Gott, keine Korinthen kacken, aber das grade war nur einer von Millionen Gründen, euch heute noch für immer und ewig in den Knast zu stecken. Bei Gott, bei Wasser & Brot.
10.11.22
Halleluja !
Kölner Stadtanzeiger, Hauptartikel auf Seite 1:
„Staatsanwalt leitet zu Missbrauchsfall Pilz Verfahren ein"
Auf der ganzen Seite 3:
„Was wusste Woelki?"
Und auf Seite 4 der Kommentar
„Der Rechtsstaat ist am Zug“
Die FAZ berichtet:
„Missbrauchsskandal:
Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kardinal Woelki“
Und BILD fragt:
„Muss Kardinal Woelki jetzt in den Knast?“
Also, die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
9.11.22
Let‘s talk about Beleidigung
(Das, was gestern nur quasi als Fußnote zu der Dobrindt-Nummer gedacht war, nahm im Laufe der Nacht immer mehr an Umfang zu, so dass ich erst heute damit fertig wurde.)
Doch worum geht‘s?
Nun, im Rahmen meiner automatischen, permanenten freiwilligen Selbstkontrolle war mir aufgefallen, dass der eine oder andere Tagebuchkonsument die Dobrindt-Stellen möglicherweise wieder als übelste Beleidigung anders gearteter Menschen empfinden könnte. „Immer diese Verbalinjurien!“ heißt es dann. „Das geht doch nach hinten los! Damit tust du dir keinen Gefallen. Die Leser lesen dann einfach nicht weiter! Das Florett solltest du bedienen, der Säbel schreckt nur ab. Außerdem ist das voll asi, du Arsch!“ und so weiter und so weiter.
Meistens sag ich dann flott: „Aber wat mutt, dat mutt.“ oder „Ich will auch mal was für Asis schreiben!“ Und gehe sodann zur Tages­ordnung über.
Nur, das ist gar nicht der Punkt. Der ganz normale Verbalinjurien­verächter hat bei seiner Kritik ja meist nicht die dubiosen Leute im Sinn, für die er angeblich spricht, sondern schlicht und ergreifend sich selber. Und damit können wir zwei, so meine ich, doch recht gut leben. Eine wesentliche Gruppe allerdings – und das gebe ich gerne zu - kommt in dieser simplen Rechnung gar nicht vor, und das sind die berühmten Betroffenen mit ihren berühmten Betroffen­heitsgefühlen.
Jetzt sind diese Betroffenen und ihr Gedöns für mich normalerweise ja vollkommen uninteressant. Doch heute möchte ich ihnen, den mo­dernen Beleidigten und Ernierigten vielleicht etwas Bleibendes ver­mitteln.
So höret mich an, ihr Armen im Geiste,
was ich euch zu sagen hätte!
Äh, nur noch eins vorweg: Beleidigungen im realen Leben sind auch für mich eher zwiespältig & meistens nicht besonders 'zielführend'. Beleidigungen in satirischen Texten und Zusammenhängen wie die hier im „Tagebuch“ sind – im krassen Gegensatz zu allgemeinen, privaten und öffentlichen Hasspredigten - immer, wenn nicht gerade große, dann doch wenig­stens Kleinkunst. Und was sind schon eure pisseli­gen Gefühle gegen die Freiheit der Kunst?
Also, liebe Sportsfreunde!
Die Frage, die zu klären wäre, lautet also nicht „Was ist eigentlich eine Beleidigung?“ Die staatliche Antwort gibt im Zweifelsfall spä­ter irgendein inkompetentes Gericht und das wegen mir auch im Namen dieses Volkes.
Nein, DIE Beleidigung als solche gibt‘s gar nicht; es gibt nur sehr unterschiedliche Sichtweisen. Für den einen is et ne Belei­digung, für den andern eben nich. Und dazwischen liegen noch die ganzen ebenso undefinierbaren Grautöne. Aber – und das wissen wir aus Erfahrung - es will sich der Beleidigte und Erniedrigte doch dazu un­bedingt irgendwie verhalten. Und ich hab da einige Vor­schläge:
Von mir aus können sich die Betroffenen den Umstand, dass sie hier in den inkriminierten Texten überhaupt erwähnt werden, ja auch als Orden an die Brust heften. Andere werden, können oder wollen sich nur wochenlang aufregen und schwarz ärgern. Man kann sich die ganze Nummer auch an den Hut stecken, drüber lachen oder drüber weinen, gewalttätig werden, aus Frust‘n‘Ärger die eigenen Kinder vermöbeln. Da gibt‘s so viele Sachen, die er machen könnte. Er könnte es ignorieren oder begrüßen oder einfach zugeben, dass da komischerweise auch mal die Wahrheit usw. oder in seinem bevorzugten Schmier­blatt oder Drecksaccount einen Shitstorm auslösen, wie die andern Vollidioten es auch tun. Was sie aber alle zusammen immer können is: Mir mal im Mondschein begegnen. Und auch das is mir eher egal.
Achtung!
Doch auch bei mir kann manchmal die Grenze zur Nicht-Kunst über­schritten sein. Dann wird es allerdings ernst. Dann hab ich‘s auch genau so gemeint. Aber von wem sollte der Dobrindt denn jetzt erfahren haben, dass er hier so teuflisch inne Mangel genommen wurde?
Von mir jedenfalls nicht.
Ansonsten noch viel Spaß
euer w
8.11.22
Unterm Strich:
Die ewige Wiederkehr des Immergleichen
Der soundsovielte Umweltgipfel, diesmal im beschaulichen Scharm el Scheich, war noch nicht eröffnet, da hatten sich bereits praktisch alle Teilnehmer von den wichtigsten Zielen verabschiedet, jegliche Hoff­nung, dass dabei irgendetwas rumkommt, fahren gelassen und in den Wüstenwind geblasen.
Und zu hause hatte die CDU/CSU nichts besseres zu tun, als härtere Strafen für sog „Klimachaoten und Museumsrandalierer“ zu fordern. Im Gespräch sind für zivilen Ungehorsam und gewaltfreien Wider­stand mittlerweile bis zu 5 Jahre Knast.
Wenn man sich aber auf eines verlassen kann in dieser wechselhaf­ten und vielfältigen, unfassbar bunten und rätselhaft überraschen­den Welt, dann ist es das ewiggleiche, reaktionäre, widerwärtige Pack in der CDU/CSU. Aber in einer Demokratie muss man halt auch mit ekelhaften äh Menschen wie Alexander Dobrindt leben.
Das tut mir auch weh, is aber so.
7.11.22
Ein recht Offener Brief an das Außenministerium
Werte Frau Baerbock,
neulich musste ich richtig doll lachen. Ich hätt mich sogar fast tot­gelacht. Und Sie fragen jetzt sicherlich: Warum?
Nun, der Herr Klitschko und all die anderen Herren da in der Ukra­ine brauchen doch für die an sie ausgelieferten Gepard-Panzer der Bundeswehr auch, wenn der Krieg weitergehen soll, einen ordent­lichen Sack voll Patronen, die aber nur die Schweiz liefern kann, weil nur die Schweiz die Patrönchen herstellt und nach überall und sonstwohin verhökert. Jetzt hat die Schweiz aber gesagt, sie dürfe so was wie ihre Patrönchen, wie es heißt, „nicht an kriegführende Staaten“ vertickern und sie könne das auch wegen ihrer Neutra­litätsnummer irgendwie nicht.
Und an der Stelle musste ich eben so doll lachen. Weil…weil doch Deutschland, wenn mein Gedächtnis mich nicht total veräppeln will, auch immer gesagt hat, dass es dieses ganze Totmacherzeugs nicht an so „kriegführende Staaten“ usw. Die Frau Strack von der FDP fand das, glaub ich, immer schon doof. Dann aber hat irgend­jemand in den Nachrichten gesagt – ich weiß gar nicht mehr, wer – dass die Zeiten sich geändert haben und die deutsche Regierung jetzt feministische Außen­politik machen würde. Und die würde dann auch anders laufen als früher.
Finden Sie das auch so urkomisch?
So, das war‘s von meiner Seite
Alles Gute und
schönentachnoch
6.11.22
Von wegen Witze!
Hach! Ich hatte ganz vergessen, dass ich heute ja witzefrei habe.
5.11.22
Kurzer sachlicher Nachtrag zu gestern
Die von einem Betonmischer überrollte Radfahrerin ist gestern an den Verletzungen gestorben. Was traurig genug ist. Aber dass die Mitglieder der „letzten Generation“ schuld am Tod der Radfahrerin gewesen seien, ihn in Kauf genommen oder gar bezweckt hätten, hat die Feuerwehr nicht bestätigt, da die Notärztin schon vor Ort entschieden hatte, dass das im Stau steckende Spezialfahrzeug gar nicht benötigt worden war! Außerdem lagen alle Aktionsorte etli­che Kilometer vom Unfallort entfernt!

P.s.:
Und so läuft das hier seit ewigen Zeiten, und die BILD-Zeitung, das erfolgreichste Drecksorgan Europas, vorne weg.
Erfahrungsgesättigt darf ich vielleicht noch hinzufügen: Wenn auf der gegenüberliegenden Seite der Erde irgendwo ein Vulkan ausge­brochen und in Berlin dasselbe passiert wäre wie vorgestern, wäre das reaktionäre Reaktions­theater genauso abgelaufen.
(Morgen wieder Witze.)