Das Tagebuch

24.12.22
Am sog. Heiligabend fällt‘s mir immer wieder ein
„Was wäre hier wohl los,“ - so oder so ähnlich hab ich es irgendwo mal bei Eckhard Henscheid gelesen - „wenn sich eines Tages oder Abends herausstellte, dass Gott gar nicht Gott hieße, sondern Hubert Hottner?“
P.s.:
35 Jahre lang, von 1960 bis 1995 lümmelte ich an diesem Tag immer traditionell mit meiner Schwester vor dem Fernsehkistenapparat rum und war­tete und wartete aufs Christkind. Und jedes Jahr, same procedure, schneite irgendwann dann nur so‘n Hampelmann mit nem roten Mantel an ins überhitzte Wohnzimmer und brabbelte irgendwelches, für mich unverständliches Zeugs in seinen weißen Fusselplastikbart. Danach gab‘s noch Geschenke.
Seit 1995 kommt das Christkind nicht mehr, jedenfalls nicht zu uns. Ich aber werde diese Tradition aufrecht erhalten. Weil sonst, so hab ich mir erklären lassen, unser ganzes Wirtschaftssystem zusammen­brechen würde.
Und heute Abend guck ich noch mal "Im Namen der Rose".
23.12.22
„News fatigue“
Ein neues Phänomen macht die Runde. Und der dazu gehörige ter­minus technicus auch. Medienwissenschaftler (Was es alles gibt!) sprechen von „Nachrichtenmüdigkeit". Aha.
Dass das enorm gestiegene Desinteresse der Leser vielleicht in Ver­bindung steht mit dem enorm gestiegenen Desinteresse am Leser – kein Gedanke für Meister Medienwissenschaftler..Is ja auch egal.
Bei mir ist es aber ein wenig anders. Bei mir war das immer schon so. Und heute ist es bei mir noch mal anders. Heute hab ich mich einfach entschieden, nicht erst ab morgen nachmittag, sondern ab heute schon aufs Christkind zu warten. Und ich überlege, ob ich diesen speziellen Umgang mit den sog. „news“ nicht auch auf das komplette kommende Jahr ausdehnen …
Ma kukken.
22.12.22
Besuch im Land der unbegrenzten …
Selenskyj bei Biden. Sehr gut. Prima. Richtig so. Und weiter so!
Nur, werter Selenskyj - ich mach es kurz – und wenn ich der einzige bin hier auf Erden, tun Se mir und dem Rest unsrer demokratischen Wertegemeinschaft einen kleinen Gefallen, kost ja nix, und als ehe­maliger Komiker kennen se das ja und dürfte Ihnen nicht so schwer fallen, also, fordern, fordern, fordern, immer nur fordern und dabei so‘n Gesicht machen … Da kommt am Ende des Tages nich viel bei rum. In Köln sagt man: „Wer poppen will, muss fründlich sein!“ Oder so ähnlich. Dann klappt‘s auch wieder mit Watweißichwem.
Ach, und noch was! Hätt' ich fast vergessen:
T-Shirt-Wechsel!! Herr Präsident! Einfach mal das T-Shirt wechseln! Da muss man auch nix fordern, einfach nur machen. Alle drei Wo­chen mal ein anderes T-Shirt, und schon sieht die Welt ganz anders aus. (Weiß ich aus Erfahrung.)
Ja, nee, nix zu danken. Gern geschehen.
21.12.22
"Es ist nur eine dünne Wand
zwischen Wahnsinn und Verstand"
(Daniel Düsentrieb)
Lange Zeit konnte man sich hier eigentlich einigermaßen beruhigt in den Fernsehsessel zurückdödeln und auf die Weisheit und Erfahrung auf Weitsicht und Verantwortung der ARD-Nachrichten-Redaktion ver­lassen. Aber damit ist es jetzt auch wohl vorbei.
Mitten in der weltweit, im Wortsinne radikalsten und auch interna­tional ungebremst an­hal­tenen, rücksichtslosen Totalausplünderung der Erde und ihrer Bewohner mit den tausendfach prognostizierten irreversiblen Folgen wie Vergiftung, Versalzung, Ver­steppung und Vernutzung, Vermüllung, Verödung, Verelendung und Verschmutzung inklusive der finalen Vernichtung aller Lebensgrundlagen von halben Kontinenten, auf dass die Erde unbewohnbar werde wie der Mond, konnten die Teilnehmer sämtlicher Umweltgipfel der letzten Jahre nicht einmal halbwegs einstimmig die Frage beantworten:
„Und? War‘s das jetzt?“
Und so lautete der letzte Beitrag heute bei der Tagesschau:
„Können Zoos dem Artenschutz helfen?“
(Wobei bereits vor der Sendung „die dünne Wand“,
die oben erwähnte, schon nicht mehr bestand.)
...
„The times they are a-changin“
Es fängt langsam an, ungemütlich zu werden.
In 3 Tagen ist Weihnachten.
Haben Sie noch irgendwelche Wünsche?
Oder Ideen?
Für Geschenke?
Ich bräuchte noch … ach, nee, hab ich schon.

***
Höhere Wissenschaft
oder überdurchschnittlich hochbegabte Bumsbirne?

Und am frühen Morgen tuckerten 2 Frauen der terroristischen „Letzten Genera­tion“ in Berlin mit einem Kranwagen auf den Alexanderplatz und sägten dem 15 Meter hohen, weltberühmten Weihnachtsbaum ritsche-ratsche die schöne Spitze ab. Die Polizei, die sowieso am Platze war, bemerkte aber zu spät, was da gespielt wurde. Und das war auch gut so.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) jedoch kritisierte die Aktion als „sinnfrei“ und ihr Lautsprecher erklärte später auf twitter:
„Es muss höhere Wissenschaft sein, wenn man denkt, dass man mit dem Absägen der Spitze eines Weihnachtsbaumes etwas Sinnvolles gegen den voranschreitenden Klimawandel unternimmt.“
Yo, und so ein sprechender Staatsdiener muss wohl 'ne über­durch­schnittlich hochbegabte Bumsbirne sein, wenn er meint, den auf jeden Fall besserinformierten Aktivistinnen mit seiner billigen, sinnfreien Polemik den Schneid abkaufen zu können. Armer, irrer Staatstrottel, Sie!.

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Heute war übrigens – vielleicht hilft uns das ja eher, der Wahrheit ein stückweit näher zu kommen – heute war der „Welt-Orgasmus-Tag.“
(Nee, glaubichaunich.)
20.12.22
Gut Ding will Weile haben
Der ‚Spiegel‘ schreibt:
„Das Landgericht Itzehoe hat eine heute 97-jährige frühere Sekre­tärin des NS-Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig wegen Bei­hilfe zum Mord in 10.505 Fällen sowie Beihilfe zum versuchten Mord in 5 Fällen zu einer Jugendstrafe von 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.“
Man wird diese Dame genau beobachten müssen. Falls sie rückfällig werden sollte.
19.12.22
Die Nacht war die Hölle
Der Tag dann auch.
Aber keine Panik, Leute! Das hier wird kein Corona-Tagebuch. Ich finde andere Sachen einfach nur wesentlich wichtiger oder sagen­wamal bemerkenswerter und nicht so totgeritten. Natürlich ist Corona weltbewegender. Doch wen interessiert schon, was die Welt bewegt. Außer Neil Young.
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Auf der aktuellen Platte von Neil Young & Crazy Horse befinden sich 3 Stücke, die sie schon vor 20 Jahren veröffentlich hatten („Are you passionate?“), darunter der geniale Mitgröhl-Hammer „Goin‘ home‘. Und um mich etwas abzulenken, hab ich mir das Teil in der Nacht wohl 100 mal reingenudelt. Nun ja, kann man machen, sollte man aber nicht. Man kriegt diesen Ohrwurm später dann ein­fach nicht mehr aus dem Schädel raus.
Ich bin bald bekloppt geworden.
18.12.22
Nu hat‘s mich doch noch erwischt
Bisher wusste ich gar nicht, wie man „positiv“ überhaupt schreibt.
17.12.22
Auf der Suche nach einer kriminellen Vereinigung
Ich hab geträumt, unser besorgter Bundesjustizminister, der alte Tunichgut und FDP-Fritze Marco Buschmann, sei bei der Suche nach einer zur Zeit dringend benötigten „kriminellen Vereinigung“ auf An­dreas Baader und Gudrun Ensslin gestoßen, die sich auf irgend­einer Rollbahn festgeklebt hatten. Froh und stolz über seinen Fahndungserfolg erklärte er dem am Boden rumgammelnden Terrorpaar:
„Wenn die Geschädigten die Schäden gegenüber den Verursachern geltend machen, dann werden Sie diese Schäden unter Umständen ein Leben lang abzutragen haben. Deshalb sollte jeder die Finger davon lassen, sich unbefugt Zutritt auf Flugfelder zu verschaffen.“
Leider bin ich direkt nach den Worten ‚ein Leben lang unter Um­ständen' wieder aufgewacht, so dass ich Ihnen, liebe Leser, jetzt dummerweise nicht sagen kann, was danach dann mit Sicherheit passierte ...
16.12.22
Wie die Aasgeier
Die ‚Welt.de“ schreibt:
„Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sieht in dem hohen Bildungsniveau ukrainischer Flüchtlinge auch eine Chance, den Fachkräftemangel abzumildern. ‚Das hohe Bildungsniveau und die Bereitschaft, sich schnell einzubringen, mit anzupacken und zu arbeiten, sind sehr erfreuliche Befunde‘.“
‚Sehr erfreuliche Befunde‘, so, so.
Bitte? Ja, ja. Die Überschrift hier is nicht ganz korrekt. Deutsch­land, die stärkste Wirtschaftsmacht in der EU, die Deut­schen sind nicht „wie“ die Aasgeier! Sie sind die Aasgeier!

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„Toast“

Ich hab was wichtiges vergessen: Die letzte neue Studioplatte von Neil Young. Sie heißt „Toast“ und ist im Vergleich zur vorletzten, die „Earth Record“ hieß, tatsächlich eine Weltplatte.