Das Tagebuch

3.2.25
Die Schüsse, die nach hinten losgehen
Labersendungen, nee, pardon, TV-Gesprächsevents wie ‚Maybrit Illner‘, ‚Maischberger‘, ‚Marcus Lanz‘ oder ‚CarenMiosga‘ et cetera sind von der Strickart her entweder auf Krawall gebürstet oder dienen nur der Eitelkeit ihrer Moderatoren und der Selbstdarstellung der ewig glei­chen Gäste. Sie sind Teil der gut geschmierten Unterhal­tungsindustrie, kul­turindustrielle Massenware, sonst nichts. Aufklärung findet nicht statt, nicht weil man sie nicht wollte, sondern weil sie dort unmöglich ist; weil man dort im Normalfall nur Sätze ohne Nebensätze akzeptieren will, andern in den Text quatschen aber gern gesehen wird, und weil im ständigen Kampf um die Quo­tenmaximierung die Komplexität der Realität runtergenudelt wer­den muss auf Kindergartenniveau. Des­wegen ist man auch hinterher nicht klüger, sondern genauso dumm wie vorher. Wenn nicht sogar noch dümmer.
Gestern bei „CarenMiosga“ lief die Show aber etwas anders. Haupt­gast war Obernazisse Alice Weidel und sollte wohl 1 Stunde lang - Thema „Was für ein Deutschland wollen Sie, Frau Weidel?“ - weich gebruzzelt werden. Aber wenn Frau Miosga gehofft hatte, eine aus­gekochte, vor Selbstbewusstsein platzende Alice mit abgelesenen Scheinfragen in offensichtliche Fallen locken und mit moralinsauren einschüchtern zu können, hat sie bewiesen, das Prinzip ihrer eigenen Lila-Laune-Bär-Sendung nicht kapiert zu haben. Nicht 1 Sekunde lang verlor die Kanzlerkandidatin der Arschlöcher für Deutschland die Contenance und Diskussionshoheit über den ARD-Stammtisch. Selbst die ‚Rheinische Post‘ schrieb später, „dass die AfD die ersten 15 Minuten mühelos als Wahlwerbespot nutzen könnte – ohne etwas herausschneiden zu müssen.“
Nach dieser für Miosga und die ARD mit Glanz und Gloria verlorenen Schlacht möchte ich den gelernten Unterhaltungskünstler mal sehen, der sich traut, als nächster in den Ring zu steigen.
(Pardon, eine Schlusspointe such ich noch.)
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