Das Tagebuch

27.1.25
Allein in Köln um die 75000 gegen Rechts auf der Straße
Die Lage ist ernst. Deshalb heute mal ausnahmsweise Späßken beiseite.
Einerseits ist so'n Protest grundsätzlich schön & gut und lässt hoffen auf weiteren Protest und Widerstand. Einerseits.
Andererseits.
Andererseits: Was ist von einem sich realpolitisch gebenden Protest zu halten, wenn er gipfelt in der sinnlosen Parole „Nazis raus!“ und der unhaltbaren Forderung nach einer ewigen „Brandmauer“ gegen die Arschlöcher für Deutschland? Die halbwegs ironische Luft in der Forderung „Nazis raus“ ist schon seit Jahren raus; und wo sollten die auch hin? In Köln würden se sagen: Nach Düsseldorf, Bergheim oder Quadrat-Ichendorf. Aber Düsseldorf, Bergheim und Quadrat-Ichen­dorf haben schon ihre eigenen Faschisten am Hals. Was sollen die noch mit unseren? Und in härteren „Nazis raus!“-Debatten ist sie kaum zu unterscheiden von der AfD-Forderung nach Ausweisung. Insofern erscheint mir die ebenso alte Parole „Weg mit den Alpen! Für freie Sicht aufs Mittelmeer!“ wesentlich realistischer.
Dasselbe Problem hat man mit dieser lächerlichen „Brandmauer“. Was macht man z.B. mit 33 Prozent AfD-Wähler, die man aus dem weiteren demokratischen Prozess ausschließt? Dafür gibt’s his­torisch gesehen schlussendlich nur ein probates Mittel, den unaus­weich­lichen Bürger­krieg. Dann is aber auch Sense mit „Arsch huh“ und Blümchenmalen auf Pappkarton.
Fazit: Ich kenne keinen Weg und weiß keine Lösung.
Aber wenn’s so ist, sollte man wenigstens den Mut haben, das auch auf einer Protestbühne zu sagen und nicht sich und seine Erkenntnis im verlogenen Heimat- und Kiezgeschleime zu ersticken.
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