Das Tagebuch

27.8.24
In Zeiten des „Zorns“
Er sollte mehr Volksnähe wagen. Sagen die einen, die es gut mit ihm meinen. Er sollte einfach mehr Präsenz zeigen, meinen wiederum die anderen, die das ganz anders meinen. Viele Leute fordern auch, er sollte unbedingt mehr Wumms machen. Mehr Fernsehen und mehr Radio. Mehr tik-tokken und mehr podcasten, simsen, liken, mailen, teilen, mehr twittern oder eben mehr Äppen. Motto: Mehr Mimik, Mu­sik, mehr Gesicht und mehr Klamauk. Mehr Frühsport & mehr Frei­bier. Empathie und tiefe Emo­tionen, mehr Menschlichkeit und mehr Verständnis für Respekt, Pardon und dies und das und die Sorgen und die Nöte ... ja, sicher, durchaus auch mal einen Witz erzählen, aber zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und vor richtigem Publikum. Als Bundeskanzler muss man sehr vieles wissen, auch manchmal besserwissen, aber wirklich nicht alles. Gut, er sollte schon wissen, was n Liter Milch bei Aldi kostet. Das ist auch alles schön und gut gemeint; wir haben ja hier nicht umsonst diese Meinungs­freiheit.
Doch unsere Ikone der vielseitigen Langeweile ist für flotte Charak­termaskeraden nicht zu haben. Nur in einem Punkt tanzt uns Olaf gewaltig aus der Reihe. Da ist niemand so wie er; kann keiner ihm das Wasser reichen: Und das ist sein Zorn, sein unstillbarer, un­bändiger Zorn.
Normalerweise kriegt er ja die Zähne nicht auseinander, aber wenn er zornig wird, meine Damen und Herren, heissa! wenn den Olaf erst mal der heilige Zorn ergriffen & gepackt hat, wenn seine Gesichts­farbe ins Puterrötliche changiert und die angeschwollene Arteriitis temporalis zu zerplatzen scheinen, dann sprudelt es nur so aus ihm raus:
„Ich habe vorhin von meinem Zorn gesprochen, dem Zorn, und er gilt den Islamisten, die das friedliche Zusammenleben von uns allen be­drohen, die das friedliche Miteinander von Christen, Juden und Musli­men gefährden. Wir sind alle ein Land, das zusammenhält, und wir werden uns diesen Zusammenhalt nicht von bösen Straftätern kap­uttmachen lassen, die die schlimmste Gesinnung verfolgen, sondern wir werden mit aller Härte und Schärfe gegen sie vorgehen und nicht nachlassen, sie zu verfolgen. Das ist nämlich das, was jetzt notwendig ist.“
Ah ja.
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