Unser netter, fleißiger, allzeit parater, kritisch-abgebrochener Theologie-Studiosus und atemloser politischer Chefkorrespondent der ‚Kölner Kirchenzei… nein, des Kölner Stadtanzeigers‘ Joachim Frank … Nein, nein, stop, heute mal keine billige Polemik. Nee, „warum sachlich, wenn’s auch persönlich geht“ (Edition Tiamat) …
Also noch mal von vorne: Joachim Frank, einer, wenn nicht der letzte religiös angehauchte Traumfänger im kölschen Rebstock von Maria Woelki … Ha, war grad versucht zu sagen „letzte lebende Reblaus im Weinberg des Herrn“, aber ich lass es lieber … also, der hat etwas geschrieben, worüber nicht die Leserschaft seines Blattes noch mal nachdenken sollte, sondern, pardon, er selber: Und zwar über den aktuellen „Massenexodus aus der katholischen Kirche.“
Werter sensibler Herr Beobachter, vielleicht empfinden Sie es ja als übertriebene Korinthen-äh-zählerei, als überflüssige Sprachnörgel- oder gar als Besserwisserei. Es müssen auch nicht immer gleich Israeliten sein, wenn massenhaft Leute plötzlich die Brocken hinschmeissen und alle Brücken abreissen, ihre Zelte abbauen, auf Nimmerwiedersehen sagen und von irgendwo nach Posemuckel abhauen. Aber möglicherweise ist es ja gar nicht so abwegig daran zu erinnern, dass ein wesentlicher Fakt bei der jüdischen Exodus-Legende der Punkt war, dass nicht alle einfach ziel- und planlos drauflos marschierten und gut war’s. Nein, das Leben unter der Knute des ägyptischen Pharaos war ihnen existentiell unerträglich geworden und was Besseres als den Tod, so fanden sie wie später die Bremer Stadtmusikanten, könnten sie usw. Der Rest ist bekannt. Außerdem war Moses der Gute in der Geschichte und nun wirklich der größte Führer aller Zeiten.
Was ich sagen wollte:
Der Erzkanal Maria Woelki ist zwar einer vom ‚Opus Dei‘, ein ganz und gar schlimmer Finger, aber eben kein ägyptischer Pharao, und die wegen Macht’miss’brauch, Kirchensteuer und ähnlichem Bimbes erregten Katholiken sind nicht die Israeliten von damals, und Sie, werter Herrfrank- und Freiherr, nicht der Mann, der mit seinem Stab gegen nen Felsen oder irgend'ne Kirchentüre stupst, und schon läuft die Karre wieder.
Sie haben zwar dieses überregionale Provinzblatt zur Plattform und Sie sind wohl der nette Onkel vom Fach. Das ist aber auch schon fast alles. Nicht mal die Franzosen hatten es seinerzeit geschafft, die Bischöfe nachhaltig zum Teufel zu jagen. Seiense doch einfach nur froh, dass so viele aus diesem Verein austreten. Reformierbar ist vielleicht ein Reformhaus, aber nicht die Kirche. Besser für meinen Geschmack wär es auch allerdings, wenn die Leut’ nicht nur aus der Kirche austräten, sondern es in der Kirche täten. Das hätte jedenfalls in der Tat was von Massenexodus.