Das Tagebuch

15.6.24
„Sänger“
Auf der ‚Panoramaseite‘, der Seite für Krimskrams, Dies und Das und links & rechts und Ex & hopp und Quatsch mit Soße, meldet unser ‚Kölner Stadtanzeiger‘ unter der Über­schrift „Sänger“:
„Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat gegen Xavier Naidoo Anklage wegen Volksverhetzung erhoben.“
Konkret wird dem singenden Mega-Spinner die xte Holocaustver­leugnung vorgeworfen nebst per­manenter viraler Verbreitung von Antisemitismus. Den Holocaust ver­leugnet zu haben, wird der liebe Xavier natürlich wieder leugnen. Denn das gehört zum traditionellen Prozedere dieses rechtsradikalen Provokationstheaters. Und der liebe Xavier ist ja nicht total verblödet. Der weiß nur zu ge­nau, dass kein anderes Ereignis der Weltgeschichte so genau und akribisch in allen Einzelheiten dokumentiert worden ist wie der Holocaust. Deshalb kommt uns unser bestsellernde Dunkelmann auch nicht mit irgendwelchen Pseudo-Beweisen, sondern runt und raunt, orakelt, munkelt und karbunkelt sich unfassbar durchs gesam­te Sortiment aller handelsüblichen Ver­schwörungsgeschichten, die man als pro­fessioneller Antisemit halt eben so auf Lager hat, und die auch nach dem tausendsten Prozess dieser Art, als Volksmeinung quasi leit­kulturell geadelt, lustig wei­ter erzählt werden können, weil die Rede-, Meinungs- und Gesangsfrei­heit hier aus guten Gründen sehr hoch gehängt wurden.
Und weil auch dieser Prozess enden wird wie alle vergleichbaren Hornberger Schiessübungen, bleibt nur eine dämliche Frage am Ende noch offen:
„Werter Stadtanzeiger, warum müssen Sie eigentlich jeden Furz von diesem antisemitischen Knallfrosch … oder anders gefragt: Kann es villeicht sogar sein, dass ...“
Egal, die Frage kann man sich glaub ich allmählich auch selbst be­antworten...
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